Freitag, 27. Februar 2015

Silvia Bächli und ihr Werk

Neulich durfte ich sie in ihrem Kleinbasler Atelier besuchen.
Hier mein Bericht.
Was für eine tolle Künstlerin! Von Silvia Bächli hätte ich gern ein Bild in meiner Stube. Werde mich gelegentich nach den Preisen erkundigen.

Foto unten: Biennale 2009





Donnerstag, 19. Februar 2015

Zu Besuch bei Mustafa Memeti, dem Imam von Bern

Sein Händedruck ist fest, sein Blick geht direkt zum Gegenüber, sein Lachen breitet sich aus übers ganze Gesicht: Mustafa Memeti, 52, der berühmteste Imam der Schweiz, ist die Herzlichkeit in Person. Zu Tisch bittet er, Wasser gibts, auch Kaffee oder Tee. Dabei treffen wir uns auf einer Baustelle. Das ständige Hämmern und Bohren stört den Imam nicht, im Gegenteil. Dank dem Lärm entsteht Neues: die erste richtige Moschee in Bern, die Ende März eingeweiht wird.

Wir duzen und siezen uns, ganz wie es kommt. Mit den Malern und Maurern redet Memeti Albanisch. Sie kennen sich, sind ja alle vom gleichen Verein. Das Wort Verein ist nicht abschätzig gemeint, sondern juristisch bedingt. Muslime sind in der Schweiz nicht öffentlich-rechtlich anerkannt und darum in Vereinen organisiert. Ihren Imam bezahlen sie mit Mitgliederbeiträgen, das Innere ihrer neuen Moschee von Bern bauen einige Vereinsmitglieder gratis, mit der Büez auf dem Bau haben sie schliesslich Erfahrung. Eine einzige Familie habe Dienst in einem Wert von mehr als 100 000 Franken geleistet, schätzt ihr Imam.

Alle zusammen freuen sich nun, dass sie künftig freitagabends nicht mehr in einen Keller im Berner Aussenquartier hinabsteigen müssen, um Richtung Mekka zu beten. Ihre neue Moschee am Europaplatz ist beispielhaft für Bern und weltweit einzigartig: Sie ist Teil des «Hauses der Religionen». In diesem Zentrum finden acht Religionen unter einem einzigen Dach Platz. Vis-à-vis von der Moschee wurde ein Hindu-Tempel fertig gestellt, als gäbe es in Indien keine blutigen Konflikte zwischen Hindus und Muslimen. In der Etage darüber wurde eine neue Dergah eingeweiht, eine Klosterschule für Aleviten, als wären Aleviten in der Türkei als Religionsgemeinschaft anerkannt. Sakralräume für Buddhisten, Baha’i und ­Sikhs sind entstanden neben der ersten christlichen Kirche der Schweiz, in der verschiedene Konfessionen ihre Gottesdienste abhalten: Reformierte, Katholiken, Äthiopisch-Orthodoxe, Schweizer Herrnhuter. Die Synagoge ist nur einen Spaziergang entfernt. Der Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät sagt: «Das Haus der Religionen bringt Licht in die momentane Dunkelheit, die sich um die Religionen gelegt hat.»

Imam Mustafa Memeti ist einer von vielen Promotoren dieses interreligiösen Projekts, doch seit 7. Januar ist er der bekannteste. An jenem Nachmittag kam es in Paris zum Attentat auf die Satire-Zeitschrift «Charlie Hebdo». Zehn Menschen auf der Redaktion wurden gezielt hingerichtet von islamischen Terroristen. «Ein barbarischer Akt», den Imam Mustafa Memeti am gleichen Abend gleich zweimal vor laufenden TV-Kameras verurteilte: zuerst in der «Rundschau», anschliessend bei «10 vor 10». Der Imam war nervös, sein Deutsch stockend, aber seine Botschaft klar. Zwei Tage später predigte Memeti erneut gegen die unmenschliche Tat. Diesmal während der wichtigsten muslimischen Zeremonie der Woche, dem Freitagsgebet, auf Albanisch, Serbisch, Arabisch, Deutsch und deutlich, gefilmt vom Schweizer Fernsehen. Also nicht hinter verschlossenen Türen wie ­andere Imame in der Schweiz.

Mit solch weltoffenen Positionen exponiert sich Memeti bei einem Teil seiner Glaubensbrüder. Das hat er am eigenen Leib erfahren. Im Oktober 2014, der Imam war in Mekka, wurde in seine Berner Kellermoschee eingebrochen. Verletzt wurde niemand, gestohlen nichts, zerstört etwas Einziges: das architektonische Modell der neuen Moschee im Haus der Religionen. Und auf einer Foto wurde das Gesicht Memetis durchgestrichen. Was zeigt: Nicht alle Schweizer Muslime schätzen das interreligiöse Engagement eines Schweizer Imams.

Memeti hat für diese intolerante Haltung kein Verständnis. «Wir Muslime sind hier eingewandert, weil wir in unserer Heimat keine Perspektive mehr gesehen hatten», sagt er und fügt fordernd an. «Also sollten wir die Konflikte, unter denen wir in der Türkei, in Syrien, Indien, Pakistan gelitten hatten, hinter uns lassen.» In den letzten Monaten wurde ­Memeti immer wieder gefragt, weshalb junge Europäer in den Dschihad ziehen. Er ist es müde, darauf zu antworten, sich zu rechtfertigen für die Taten einer Minderheit. Für ihn sind das «kranke Menschen», ihre Aktionen bezeichnet er als «kopflos».

Memeti selber kommt aus dem südlichen Teil von Serbien. Die Worte des Propheten» hat er in Saudi-Arabien, Syrien und Tunesien studiert. Mit dem Diplom in der Tasche kehrte er im Alter von 24 Jahren zurück nach Serbien, wo ethnische Konflikte auch im Namen Gottes ausgefochten wurden. Er lernte seine Frau kennen und verlor das Vertrauen in die Zukunft seiner Heimat. Die Schweiz war das Ziel seiner Hoffnung, hier gründete er 1995 den «Islamischen Verein Bern». Drei Jahre danach folgte ihm seine Frau. Ihre drei Kinder gingen hier in den Kindergarten und zur Schule. Heute arbeitet der ältere Sohn, 25, als gelernter Informatiker, die Tochter, 23, hat soeben die Ausbildung als Sek-Lehrerin abgeschlossen, der jüngere Sohn, 19, macht die Matur. «Alle drei sind praktizierende Muslime», sagt er, als wäre das eine Selbstverständlichkeit.

Doch was wäre, wenn seine Kinder sich gegen ein religiöses Leben entschieden hätten? Da habe der Vater Memeti nichts zu befehlen, antwortet der Imam Memeti, «Religion ist das Persönlichste überhaupt. Zudem dürfen wir nie vergessen: Es gibt keinen perfekten Gläubigen auf Erden. Perfekt ist nur Gott, Mensch ist Mensch, Mensch ist immer schwach.» Memeti wiederholt diese Sätze auf Arabisch, denn genau so stehe es im Koran. Überall gebe es aktive und passive Gläubige, auch im Islam. Ob seine Tochter ein Kopftuch trage, entscheidet sie selber. (Memetis Tochter trägt keines.) Aber zum Schwimmunterricht in der Schule? Da musste sie hingehen. Nicht, weil es ihr Vater befohlen hat, sondern weil es in der Schweiz Regeln und Gesetze gibt. «Die müssen wir einhalten», sagt Memeti. Wer mit den Gesetzen Probleme habe, könne sich hierzulande mit anderen Mitteln als Gewalt oder Verweigerung wehren: mit Beschwerden, Rekursen, Klagen. In der Schweiz werde niemand «generell diskriminiert». Aber wenn sein muslimischer Verein eine Sekretärin suche, habe eine Christin wenig Chancen.

Mit solchen selbstkritischen Aussagen macht sich Mustafa Memeti zum «Musterschüler» des Schweizer Freiheitsbegriffs. Die «SonntagsZeitung» kürte ihn wegen seiner liberalen Haltung zum «Schweizer des Jahres 2014». Memeti: «Jede Person ist frei im Denken und Glauben. So steht es im Koran. Wer glauben will, darf glauben, wer nicht glauben will, darf nicht glauben. Gott hat das uns Menschen frei gelassen.» Nach dieser Logik dürfen Memetis drei Kinder heiraten, wen sie lieben. Das müssten nicht unbedingt praktizierende Muslime sein.

Andere Traditionen hält Memeti in der Praxis strikt ein. Zum Beispiel verfügt die neue Moschee in Bern dank dem finanziellen Zustupf von der Stiftung Haus der Religionen über zwei Stockwerke: Die Männer beten unten, die Frauen oben. Diese Trennung der Geschlechter sei nötig, sagt Memeti: «Damit sich alle voll konzentrieren können.»

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Box: Das Haus der Religionen

Das Haus der Religionen in Bern vereint acht Religionen unter einem Dach: Aleviten, Baha’i, Buddhisten, christliche Kirchen, Hindus, die jüdische Gemeinde, Muslime und Sikhs. Ziel ist der Dialog: Die Religionen gehen aufeinander zu und öffnen sich gegen aussen. Zuletzt wurde am 1. Februar der Hindutempel eingeweiht, am 8. Feb­ruar die äthiopisch-orthodoxe Tewahedo-Kirche. Ende März folgt die Moschee. Einzelne Zeremonien sind frei zugänglich, es gibt Führungen, Lesungen, Diskussionen, Vorträge oder Kurse wie Yoga. Die Kantine bietet eine ayurvedische Küche, die vereinbar ist mit allen Glaubensformen. www.haus-der-religionen.ch

Mittwoch, 11. Februar 2015

Neulich war ich in Liestal

Einer kleinen Hauptstadt, in der ich vor 55 Jahren und zwei Tagen geboren bin.
Hier mein Bericht

Freitag, 6. Februar 2015

Das Schweizer Geld ist Gold Wert

Treffen sich drei Wirtschaftsprofessoren, haben sie vier Meinungen, woraus wir normalen Leute einen einzigen Schluss ziehen: dass wir keine Ahnung haben. Aber den gesunden Menschenverstand lassen wir uns nicht nehmen.
Zum Beispiel verstecken wir keine Tausendernoten unter der Matratze – aus Angst vor dem Dieb. Unser Geld bringen wir weiterhin zur Bank, obschon wir null Komma nichts Prozent Zins erhalten. Bald werden wir der Bank zum Dank für die Entgegennahme womöglich einen Extrabonus zuschieben, was Fachleute «negative Zinsen» nennen.
Gleichzeitig pfeifen wir auf die Tausendernoten, mit denen uns die gleichen Banken locken. Das Schul-denmachen ist so lukrativ wie nie. Libor-Hypotheken fürs Haus gibts praktisch zum Nulltarif, Leasing-Gebühren fürs Auto ebenfalls. Doch als Laien wissen wir: Was sich aktuell auf den Finanzmärkten abspielt, ist so aberwitzig wie vergänglich. Das Sparen darf nicht bestraft, das Verschulden darf nicht belohnt werden. Das widerspricht jeglicher Logik und Erfahrung.
Die gegenwärtige Unvernunft ist politisch erwünscht. Die Absicht durchschauen wir wohl: Gibts Kredite praktisch gratis, investieren kluge Unternehmer in neue Produkte und neue Märkte, womit zuerst die Umsätze steigen, dann die Profite und zum schönen Schluss unsere Löhne. Theoretisch.
Praktisch nicht. Die Zentralbanken von Japan bis Amerika, von der EU bis zur Schweiz haben ihre Leitzinsen zwar tiefer gedrückt, als wir uns das je vorstellen konnten: unter null. Leider aber ohne die erhoffte Wirkung. Warum das so ist, hat der grosse britische Ökonom John Maynard Keynes während der Grossen Depression der Dreissigerjahre mit einem schönen Bild umschrieben, das auch wir verstehen: «Man kann die Pferde zum Brunnen führen, aber saufen müssen sie selber.» Mit Pferden sind die Unternehmer gemeint. Wenn sie etwas Gescheites mit dem Gratisgeld anzu­fangen wüssten, würden sie sich darauf stürzen. Aber das tun sie derzeit nicht, in diesem Punkt sind sich die Experten ausnahmsweise einig. Darum wird das viele Geld, das in den Umlauf kommt, anderweitig verbraucht.
Was schliessen wir kleinen Leute daraus? Dass die Finanzkrise, die 2007 ausgebrochen ist, allmählich in die zweite heisse Phase tritt. Dass die Party auf Pump weitergeht, geschmückt mit vielen Ballonen. Aber das erklären uns die Experten erst im Nachhinein, wenn das bunte Aufgeblasene geplatzt ist. Das erste Mal krachte der US-Immobilienmarkt. Welche Märkte diesmal geflutet und künstlich aufgeblasen werden mit dem vielen Geld, mit dem die Zentralbanken die Welt überschwemmt haben, wissen wir ebenso wenig wie die Wirtschafts­professoren.
Doch wir registrieren, wo die Preise letzthin explodiert sind: bei modernen Kunstwerken, alten Bordeauxweinen, luxuriösen Appartements in Genf und Zürich, Aktienkursen der indischen Axis-Bank, einheimischen Briefmarken, US-Dollars und anderen exotischen Anlagekategorien.
Der richtige Kater beginnt erst, wenn die Zinsen drehen – zurück ins Positive. Dann erwachen sogar jene Politiker, die das Gratisgeld erfunden haben – für sich selber. Sschwer verschuldete Nationen wie die USA, Japan, Frankreich oder Spanien sind in den letzten Jahren zu neuem Geld gekommen. Für sie sind Kredite, wenn nicht gratis, so doch unverschämt günstig. Selbst das faktisch bankrotte Griechenland wurde letztes Jahr wieder kreditfähig.
Angesichts der globalen Geldverschleuderung bleibt ein letzter Hafen: die Schweiz. Hier bleiben Politiker so konservativ, wie hiesige Familienunternehmer anständig sind. Sie schmeissen nicht mit Geld um sich, sondern bleiben brav und bieder wie wir kleinen Leute. Wir setzen auf das Haus, wenn wir schon ein eigenes Haus haben. Wir investieren in eine Firma, wenn wir schon eine eigene Firma führen. Wir bauen darauf, was wir mit Händen, Herz und Verstand begreifen. Wir leiten unser Geld dorthin, wo wir uns wohl- und sicher fühlen. Wir rechnen nicht mit theoretischen Renditen. Wir orientieren uns am praktischen Nutzen. Nicht einmal dem Bankberater trauen wir, der unsere Altersvorsorge in ein Aktienpaket verwandeln will. Denn wir wissen: Jede 3a-Säule bei einer Schweizer Bank ist die beste risikofreie Anlage die es gibt – weltweit. Der Zins ist nicht hoch, aber höher als auf dem normalen Sparkonto. Vor allem aber stimmt die Währung.
Spätestens seit dem 15. Januar, als die Nationalbank die fixe Bindung an den schwachen Euro aufkündigte, weiss die ganze Welt: Das Schweizer Geld ist das Gold der Gegenwart. Es rentiert so wenig wie das edle Metall, aber es wird trotzdem immer wertvoller. Weil wir mit Schweizer Franken immer mehr kaufen können. Nicht unbedingt in de Schweiz, dafür im Ausland. Im Internetzeitalter müssen wir für eine Shopping-Tour nicht einmal mehr reisen.
Darum bleiben wir cool. Unsere Stimmung sinkt nicht, bevor unsere Löhne sinken. Wir atmen nicht kurz, bevor wir tatsächlich kurz arbeiten. Denn wir haben lieber den Spatz in der Hand als einen bunten Ballon in der Luft, der jeden Moment platzen kann. Der Spatz - das ist der Schweizer Franken

Dienstag, 3. Februar 2015

Die Verwilderung der Schweiz

Der neue starke Franken könnte Konsequenzen haben, an die ich nie gedacht hätte.
Bis ich heute den Tagesanzeiger gelesen habe. Dort  werde ich  erinnert an das, was ich vor mehr als zehn Jahren dachte.

Danke!