Donnerstag, 31. Juli 2008

Zum 1. August


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich verspreche, dass ich nie eine 1. August-Rede halten werde. Ich eigne mich nicht für staatsmännische Exkursionen ins Allgemeine.

Zu aktuellen Lage fällt mir konkret ein:

Nef war mehr als eine Akte.

Schmid ist noch Bundesrat, aber nicht mehr lange.

Blocher wird nie mehr Bundesrat sein, selbst wenn Schmid Platz gemacht hat. Und falls Blocher weiterhin schmollt und nicht endlich souverän – ja: staatsmännisch! - auf seine Abwahl reagiert, werden wir einen der schnellsten und steilsten Abstürze in der Geschichte der Schweiz erleben.

Montag, 28. Juli 2008

Muschges Gekuschel

Am vergangenen Freitag überflog ich einen Artikel von Adolf Muschg im Tages-Anzeiger. Ich regte mich kurz auf, bis ich beschloss: Ich bleibe ruhig und schreibe nichts.

Heute überflog ich den Artikel nochmals. Ich regte mich wieder kurz auf. Ob Bankgeheimnis, UBS oder Armee – Muschg sieht die „Schweizer Identität“ in Gefahr. Den Bundesrat konserviert er gar als „Institution“, die – ich zitiere – „Respekt“ verdiene.

Dann freute ich mich. Denn Muschg ist vielleicht ein Moralist, aber zum Glück keine moralische Autorität, wie zum Beispiel Max Frisch eine war, immerhin einer der Ersunterzeichner der Initiative zu einer Schweiz ohne Armee. Muschg's heutiges Kuscheln mit der Macht (Nef, Schmid & Kompanie) hat hingegen jene Reaktion ausgelöst, die es verdient: gar keine.

Schreibt der hohe Literat Sätze wie: Die Banken seien längst nicht mehr „unsere“ Banken, dann frag' ich kleiner Blogger mich: Wann zum Teufel waren die Schweizer Banken „unsere“ Banken ? Und kommt der Chefdenker zum Ende , die militärische Landesverteidigung habe in ihrer noch bestehenden Form etwas Müssiges, Überflüssiges, dann lob’ ich mir den Kolumnisten Christoph Mörgeli. Der sagt es immerhin gerade heraus:

Besser keine Armee als eine solche.

Älterer Post zum Thema

Mittwoch, 23. Juli 2008

Das erste Tausend

Neustart begrüsst den tausendsten Besucher.



bloggerland.ch


Im neuen Spiegel vom Montag, 21. Juli, klagen Spiegel-Schreiber über Blogger in Deutschland, die nichts zu sagen haben, ganz im Gegensatz zu den USA, wo Blogger Einfluss ausüben.

In der Schweiz gibt es immerhin zwei berühmte Polit-Blogger. Ein SP-Bundesrat und ein SP-Meinungsforscher.

Der erste ruht und grollt: „Ich bin das Sommerloch“. Weiter im Text erfährt man etwas über Rücktrittsabsichten von Bundesräten. Doch Moritz sagt nichts über Sämi. Bei Moritz geht es um Mr. Leuenberger and himself. Daneben klagt er wieder einmal über die Rolle der dummen Journalisten. The same procedure as everey year.


Währenddessen plumpst SP-Meinungsforscher Claude Longchamp ebenfalls ins Sommerloch. Kein Wort zur Akte Nef/Schmid. Sein neuster Beitrag stammt vom 7. Juli. und widmet sich den Denkfabriken, die ihrerseits im Sommerloch stecken, seit Monaten schon, wenn nicht seit Jahren. Oder hat irgend jemand irgend etwas von Avenir Suisse gehört?

Nicht übergehen will ich den offiziellen Anti-SVP-Blog, nicht der einzige Anti-SVP-Blog ist. Es gibt andere derselben Art.

Und wer wird schlau aus Bürger Herold? Oder Der Dissident?

Aus populären TV-Stars:

Daneben bloggen ehemalige Journalisten, die mal mehr bekannt, mal weniger bekannt waren. Sie tun das, um wenigstens sich selber zu beweisen , dass sie noch schreiben können. Das nenne ich "Bloggen zu therapeutischen Zwecken".




Aber sonst? Sonst ist das Blocherland definitiv kein Bloggerland, so wenig wie Deutschland jemals eines wird. Das liegt vermtulich nur am Medium. Der Blog ist ein Tagebuch, das im World Wide Web verbreitet wird. Ein Tagebuch jedoch, wissen wir seit Jahrhunderten, führt man in erster Linie für sich selber.
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Dienstag, 22. Juli 2008

Hedge Funds (7)

Ist aus der UBS ein Hedge Fund geworden?


Diese Frage plagt mich, seit ich am 3. Juli den Dok-Film auf SF 1 zum Fall der UBS gesehen habe.

Inzwischen habe ich versucht, mich mit dieser kleinen, siebenteiligen Serie einer Antwort anzunähern. Ich bin gescheitert. Schlimmer noch: Ich weiss noch immer nicht, was das überhaupt ist: ein Hedge Fund?

Hiermit rufe ich zum letzten Mal auf: Wer, bitte, kann mir das erklären?

Vorläufiges Ende.

Montag, 21. Juli 2008

Hedge Funds (6)


Hedge Funds sind weder gut noch böse. Mit Moral haben Hedge Funds so wenig zu tun, wie Schweizer Ethik-Professoren von Vermögensverwaltung verstehen.

Im Wort Hedge Funds steckt das englische Verbum "to hedge". Auf deutsch : „Absichern“.

Warum soll und will sich der Anleger, die Anlegerin, absichern? –Weil sie sonst nur in in eine Richtung wetten könnten: auf dass die Kurse steigen. Technisch geht das einfach: Man kauft etwas, und hofft auf steigende Kurse. Dieses „Etwas“ kann eine Aktie sein, eine Währung, ein Rohstoff, was auch immer. Steigt der Kurs , verkauft man dieses „Etwas“ und realisiert den Gewinn.

Nun beträgt die Wahrscheinlichkeit fast 50 Prozent, dass das Gegenteil passiert: dass die Kurse fallen. Darauf deuten zumindest alle Erfahrungen in allen Aktienmärkten.

Was aber tut der Anleger, die Anlegerin, wenn er oder sie auf sinkende Kurse wetten will?

Man verkauft dieses „Etwas“ sofort - zu den jetzt hohen Kursen. Und man warte anschliessend, bis die Kurse sinken. Dann kauft man die Papiere, die man zuvor bereits verkauft hat – und löse den Gewinn ein.

Im Fachjargon heisst das: Man verkauft „etwas“ leer. Dieses „Etwas“ kann schon wieder alles sein: Aktien, US-Dollars, Öl, Weizen.

Was kompliziert tönt, ist kompliziert. Wenn jemand – ein „Hedge Fund“ – etwas verkaufen will, das er gar nicht besitzt, braucht dieser Hedge Fund einen Vermittler – einen „Broker“ –der am Ende garantiert, dass jemand die bereits verkauften Aktien bereit hält.

Selbstverständlich kann die Sache schief laufen. Dann nämlich, wenn die Kurse nicht fallen, sondern steigen. Sofort geht der „Broker“ auf den „Hedge Fund “ los. Dann macht der „Hedge Fund“ Pleite. 20 Prozent aller Hedge Funds lösen sich im Laufe eines Jahres auf. Das ist der Normalfall.


Im schlimmsten Fall geht später aber auch der „Broker“ konkurs. Und weil hinter fast jedem Broker eine renommierte Banksteht, wirkt das jetzige Finanzsystem so brüchig wie ein Kartenhaus.

Trotzdem: Ein „Hedge Fund“ ist nichts moralisch Verwerfliches, sondern ein Instrument. Mit einem Hammer kann man Nägel mit Köpfen– oder auch etwas anderes einzuschlagen. Auch mit „Hedge Tund kann man Schlechtes wie Gutes tun. Man kann zum Beispiel ein unsicheres Portefeuille sicherer machen.

Wer 50 Prozent seines Vermögens in Aktien legt, tut womöglich gut daran, 10 Prozent in Hedge Funds zu investieren. Die hohen „hedge-Fund“-Gebühren werden dann zu einer Art „Versicherungsprämie. Falls die Aktienmärkte total einbrechen sollten, verliert man zwar mit den Aktien. Aber man gewinnt mit den Hedge Funds.

So viel zur Theorie. Kürzlich hatte ich Einblick in ein Portfolio, das vom Marktleader UBS Wealth Management verwaltet wird. 50 Prozent Aktien, 20 Prozent Funds of Hedge Funds. Was sehe ich da? Die Aktien sind in den letzten Jahren mehrmals gesunken, die Fund of Hedge Tunds aber mehr oder weniger stabil geblieben. Ein fast so müdes Anlagevehikel wie Obligationen.

Und was schliesse ich daraus? Dass die guten Absichten in der Realität nicht eingelöst werden konnten. Aber das war vermutlich ein Zufall. Es hätte mit Sicherheit Hedge Funds gegeben, die in letzter Zeit hohe Renditen erzielt haben. Aber so lange nicht zwei Hedge Funds dasselbe tun, ist es selbst für Profis unmöglich, die Perlen herauszupicken.

Zurück zur Frage, warum Hedge Funds zur Zeit ein so sclhlechtes Image haben. Das kommt davon, dass Hedge Funds wie alle Spekulationen „prozyklisch“ wirken. Steigen die Aktien steil an, kaufen am Ende selbst Hausfrauen Aktien – und die Kurse steigen tatsächlich, bis sie dann umso stärker einbrechen.

Dasselbe in der Abwärtsbewegung: Sinken die Kurse, kaufen am Ende selbst Hausfrauen Hedge Funds– und die Kurse an den Aktienbörsen oder Rohwarenmärkten brechen erst recht ein.

In der neuesten Ausgabe der Bilanz lese ich auf Seite 29:

„Aus dem Investment-Bereich der UBS wird bestätigt, dass die UBS-Aktie in Europa mit Abstand der am meisten leer verkaufte Titel sei.“

Der scheinbar logische Untertitel des Bilanz-Artikel lautet: „ „Warum der Aktienkurs der Grossbank weiter unter Druck bleiben wird.“

Das ist eine gewagte Voraussage. Gemäss allen Erfahrungen könnte ebenso gut das Gegenteil eintreffen: Dass am Ende einige Hedge Funds schliessen.


Fortsetzung folgt

Donnerstag, 17. Juli 2008

Hedge Funds (5)

Die Manager von Hedge Funds wissen, wie hoch das Risiko ist, das sie eingehen. Sie reagieren darauf wie Profis: Sie minimieren das Risiko für den einzelnen Anleger, die einzelne Anlegerin, indem sie die risikoreichen Wertpapiere zusammenlegen – in einen neuen Fonds. Im Fall der Hedge-Funds spricht man dann von so genannten „Fund of Hedge Funds“.

Die Konsequenz: Wenn Aussenstehende nicht wissen, was ein einzelner Hedge Fund tut, solange kaum zwei Hedge Funds dasselbe tun – so wissen am Ende natürlich auch die Profis nicht mehr, was ein Fund of Funds ist.

Dies hindert die Vermögensverwalter nicht, ihren Kundinnen und Kunden solche Fund of Funds ins Portefeuille zu legen. UBS Wealth Managemement, der globale Marktleader für Vermögensverwaltung, erstellt zuerst für jeden Kunden ein so genanntes Risiko-Profil. Mögliches Resultat: Der Kunde wolle sein Vermögen langfristig und nachhaltig steigern. Das erreichen soll der Kunde mit 50 Prozent Aktienanteil. Weil Aktien steigen oder fallen können, wird dieses Anlage-Vehikel abgerundet mit so genannten „alternativen Anlagen“, die zum Beispiel 20 Prozent des Portefeuilles ausmachen. Das ist dann das sogenannte „kreative Element“. Oder um es genau zu sagen: unds of Hedge Funds.

Fortsetzung folgt.

Montag, 14. Juli 2008

Hedge Funds (4)

Wie gut die Arbeit ist, die der kreative Hedge-Fund-Manager leistet, ist für Aussenstehende nicht messbar. Sobald der Hege-Fund-Manager, wie jeder gewöhnliche Fonds-Manager, mit der vergangenen Rendite prahlt, ist Skepsis am Platz. Man müsste wissen, was Erwin Heri aus Winterthur in seinem Buch ausführt, aber kaum jemand ahnt: Innert 12 Monaten jeweils stellen bis zu 20 Prozent der Hedge-Funds ihre Tätigkeit ein. Sie verschwinden. Der Markt reinigt sich selbst.

Ein System, in dem sich jedes fünfte Los als Niete herausstellt, wird unter andern Umständen als Lotterie bezeichnet.Es geht auch bei Hedge Funds weniger darum, wie viel man theoretisch verdienen , sondern wie viel man praktisch verlieren kann. So oder so bestätigt sich die älteste aller Anlage-Regeln: Je grösser die Versprechungen der Fonds-Anbieter, umso grösser das Risiko für den Anleger, die Anlegerin.

Fortsetzung folgt.

Sonntag, 13. Juli 2008

Hedge-Funds (3)


„Was ist ein Hedge-Fund?

Die UBS, ein professioneller Anbieter von Hedge Funds, spricht vom „kreativen Element in Ihrem Portfolio“.

Wörtlich steht auf der UBS-Homepage : „Hedge Funds sind Anlagegefässe, deren Manager sehr grosse Freiheiten geniessen. Die Strategien unterscheiden sich stark: von Fonds, die auf höchste Sicherheit bedacht sind, bis zu Fonds, die hohe Renditen anpeilen, aber entsprechende Risiken mit sich bringen. Dabei arbeiten Hedge-Fund-Manager oft mit innovativen Anlagekonzepten, die sie selbst entwickelt haben. Ein Hedge Fund ist darum nur so gut wie sein Manager.

Das ist eine nette Umschreibung dafür, dass selbst die UBS nicht so genau sagen kann, was ihre Hedge-Fonds-Manager, die so viele Freiheiten geniessen, wirklich tun. Im Notfall ist jeder Fonds nur so gut wie sein Manager. Ist sein Manager wirklich gut, verdient er auch wirklich gut. So undurchsichtig die Gebühren für die Fonds-verwaltung sind, etwas ist klar: Wer die Zeche bezahlt. Die Kundinnen und Kunden, zum Beispiel diejenigen der UBS, die reich genug sind, dass sich die grosszügigen Honorare der Hedge-Fund-Manager leisten können.

Fortsetzung folgt

Samstag, 12. Juli 2008

Hedge Funds (2)


„Was ist ein Hedge-Fund?“


„ Eine gute Frage“, antwortet mir Erwin W. Heri aus Winterthur und erklärt : „Kaum zwei dieser Fonds oder Portfolios machen wirklich dasselbe“.



Und Erwin W. Heri aus Winterthur ist nicht irgendwer. Er ist Professor für Finanzen, Anlageprofi, Mehrfachverwaltungsrat, Bestsellerautor von diversen Ratgebern, Sehr empfehlenswert: „Moden und Mythen an den Anlagemärkten“, in welchem es heisst: „Das einzige Gemeinsame der Hedge-Funds ist, dass sie mit allen möglichen Instrumenten, ohne wesentliche Restriktionen und Regulierungen und oft ziemlich intransparent arbeiten können und wollen.“

Mit andern Worten: Ich bin nicht allein. Andere haben auch keine Ahnung, was ein Hedge Fund ist.

Fortsetzung folgt


Freitag, 11. Juli 2008

Aufruf


Kann mir jemand erklären, was ein Hedge-Fonds ist?

In einem Dokumentarfilm, neulich im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt, hiess es, die UBS, immerhin die grösste Bank der Schweiz, sei zu einer Art „Hedge-Fonds“ verkommen. Ich merkte, dass das als Schimpfwort gemeinte, war, und ich erinnerte mich daran, dass man früher, um die Papiere einer Firma herabzuwerten, von „Junk Bonds“ sprach. Aber was ist bloss ein „Hedge-Fonds“?

Um ehrlich zu sein, ich weiss es nicht.Doch das Unwort macht die Runde.

In einem Manifest über Wirtschaftsethik, verfasst von den drei Professoren Mario von Cranach, Peter Ulrich, und Philippe Mastronardi, heisst es,



- dass auf der einen Seite "Hunderttausende von Menschen ihr Heim und Zehntausende ihren Arbeitsplatz verlassen müssen, zahllose rechtschaffene Bürger um ihre Existenz bangen müssen...



- ...während "auf der andern Seite einige Hedge Funds Milliarden an der Krise selbst verdient haben."



Logisches Fazit der Ethiker:

"Gesellschaften, in denen so etwas möglich ist, sind moralisch krank."

Das finde ich auch, und darum möchte ich heute ein für alle mal wissen: Was zum Teufel ist das eigentlich, ein Hedge Fund? Wer hilft mir auf die Sprünge?


Fortsetzung folgt

Dienstag, 8. Juli 2008

Megatrends

Was sind das für Zeiten? Man wacht auf, mitten in der Nacht, setzt sich aufs Sofa, liest einen Anlagekommentar der Bank Wegelin, der nicht einfach zu lesen ist, aber am Ende bildet man sich ein, ein klein wenig kapiert zu haben. Es sind strube Zeiten.

In struben Zeiten muss man die Megatrends erkennen, um sich nach ihnen ausrichten zu können. Man darf sich freuen: Wir erleben, ökonomisch und global gesehen, einen einmaligen Boom. Mit China boomt ein halber Kontinent, wie zuvor noch nie ein halber Kontinent geboomt hat. Auch Russland boomt, Brasilien, das Baltikum, Mitteleuropa (Slowakei, Teschechien, Polen) bis und mit Rumänien. Sogar die Schweiz boomt, wie wir das vor einigen Jahren kaum zu hoffen wagten, nicht zuletzt dank den Exporten in alle boomenden Regionen dieser Welt.


Wer nur auf den Aktienkurs der UBS starrt, übersieht, was begonnen hat, eine Art goldenes Zeitalter.

Hervorgerufen wird der Wachstumsschub, wie alle Wachstumsschübe zuvor, durch eine neue Technologie: Internet samt Computer, „Dotcom“ wird endlich breit angewendet und führt zu ungeahnten Möglichkeiten. Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, mir vor zehn Jahren gesagt hätten, sie würden heute Zeit finden, um meinen Blog zu lesen, hätte ich Sie für hirnkrank erklärt. Heute denke ich, dass Sie möglicherweise in weiteren zehn Jahren keine Zeitungen oder Magazine mehr kaufen werden. Aber Sie werden trotzdem lesen, sogar mehr lesen als heute: beim Surfen im Internet, beim Pendeln im Gratisblatt. Und Sie werden endlich Zeit haben, Bücher zu lesen!

In diesen Zeiten reden alle von „Inflation“ oder „Stagflation“. Gespenster gehen um: Im Wort „Stagflation“ steckt die „Stagnation“ – dabei boomt die Weltwirtschaft rund um uns herum. Auch die „Inflation“, die uns samt der „Stagnation“ erreichen soll, ist hohles Geschwätz. Zwar zeigen immer mehr Kolumnisten mit dem Zeigefinger nach oben, warnen vor der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken, welche in diesen struben Zeiten die Banken angeblich mit „zu viel“ Geld versorgen und damit die „Verluste sozialisieren“.

Nun ist die Geldpolitik einer Zentralbank ein komplexes Thema, die Definitionen der Geldmengenaggregate ändern ständig, zudem schauen die Notenbanken heute statt auf die Mengen auf die Zinsen. Blicken auch wir auf diese Zinsen, erfahren wir: ob kurz- oder langfristig, ob Euro, Dollar oder Schweizer Franken, alles ist stabil, alles normal, nichts invers, günstig für Investitionen aller Art. Die Notenbanken sind trotz US-Kreditkrise nirgendwo fahrlässig expansiv. Sie sorgen schlicht für genügend Liquidität- um alles Schlimmere zu verhindern. Sie haben aus 1929 die Lehren gezogen.

In den USA sind die Immobilienpreise gekracht, sie werden wohl oder übel weiter fallen, in England, in Spanien ebenso. In der Schweiz jedoch, da bin ich mir ziemlich sicher, werden sie nicht einbrechen. Es gibt keinen Megatrend, wonach sämtliche Häuserpreise ins Bodenlose versinken. Was sich verändert, sind die relativen Preise.

Ein anderer, einzelner Preis steigt tatsächlich extrem: derjenige von Öl. Öl ist ein besonderer Saft, weil vom Öl fast alles abhängt und das teurere Öl damit alles andere auch teurer macht. Mit welchen Folgen? Die US-Amerikaner entdecken den öffentlichen Verkehr. Ich habe bei mir zu Hause die Kellerdecke isoliert, Haustüre und Fenster ausgewechselt. Jeder hohe Preis ist immer ein Signal: Wir Menschen sind anpassungsfähig. Auch für das Klima ist es nicht das Schlimmste, wenn ein jeder von uns den CO-2-Ausstoss etwas reduziert.

PS: Der Kurs der UBS-Aktie sackt heute Vormittag auf 19 Franken ab. Geht es UBS schlecht, geht es der Schweiz nicht besser. Aber das ist kein Anlass zu verzweifeln

Der neue Anlagekommentar der Bank Wegelin im Volltext:


Freitag, 4. Juli 2008

Wer übernimmt die UBS?

Ich nicht. Ich werde zu meinen bisherigen 100 Aktien keine einzige hinzukaufen.

Der russische Investor Suleiman Kerimow, der nahezu 3 Prozent der UBS-Aktien gesammelt haben soll, ist vermutlich auch eine Nummer zu klein. Selbst der frühere UBS-Chef Luqman Arnold ist via seine Anlagegesellschaft Olivant lediglich bei 2,5 Prozent der UBS angekommen.

Oder langt doch die Credit Suisse zu? Gemäss gewöhnlich gut informierten Quellen soll die Zürcher Grossbank dem Basler Pharmakonzern Novartis nacheifern, dessen Chef Danile Vasella übers Kreuz mit der Roche anangebandelt hat, ohne sich vorher mit der Konkurrenz vom andern Rheinufer abzusprechen. Dies war, wie Kurt Schiltknecht, ein Intimus von Martin Ebner, mir einmal anvertraut hat, die klügste Tat von Daniel Vasella überhaupt.

Läuft auf dem Zürcher Bankenplatz ab, was im Basler Labor vorgespurt wurde? Nicht unbedingt. In die Rolle der CS schlüpft vorerst die linke Wochenzeitung „WoZ“. Sie sucht 1'466'283'530 neue Abonnenten. Gelingt der Coup, kauft die WoZ für jeden neuen Abonnenten eine UBS-Aktie, übernimmt auf diese Weise die Mehrheit und rettet anschliessend die UBS.

Wie nötig die UBS Hilfe von aussen hat, zeigt der heutige Tag, an dem bekannt wurde, dass die UBS von den Schweizer Steuerbehörden eine "Gutschrift" in Höhe von sage und schreibe 3 Milliarden Franken erhalten hat. Als normaler Steuerzahler (zum Volltatarif!) verstehe ich die Schweiz nicht mehr: Wie dumm muss ich mich anstellen, damit auch ich einen Rabatt erhalte? wie viele Risiken eingehen, wie hohe Abschreiber einfahren?

Offenbar können die Gewinne aus dem einen Jahr mit den Verlusten aus dem andern aufgrechnet werden. Noch ist alles undurchsichtig, aber vieles erinnert an den Fall der Swissair, als der Staat schon einmal im letzten und dümmsten Moment einsprang - und erst noch auf die dümmste Art.



Anstatt von der UBS weniger Steuern zu verlangen, sollte der freisinnige Finanzminister Hans Rudolf Merz besser die Alternative "WoZ" prüfen, um sich mehr oder weniger direkt in die UBS einzukaufen. Dann hat Merz wenigstens die Chance, von allfälligen Kurssteigerung zu profitieren. Im Notfall ist es ohnehin der Staat, der die UBS übernehmen muss.

Donnerstag, 3. Juli 2008

Papa Benedikt

Die SBB wollen den Vater Staat auf Schadenersatz einklagen, weil dieser die SBB-Pensionskasse nicht mit genügend Anfangskapital ausgestattet habe. Interessant.

Noch interessanter ist, dass damals, als die SBB-Pensionskasse mit 5,5 Milliarden Franken und einem Deckungsgrad von 100 Prozent in die Selbstständigkeit entlassen wurde, niemand klagte. Im Gegenteil. Die BB-Pensionskasse (langjähriger Präsdient: Benedikt Weibel) , durfte tun, was ihrem Arbeitgeber SBB (langjähriger Präsident: Benedikt Weibel) passte. Während zehn Jahren feuerte er zehn Tausend Arbeitnehmer. Er tat dies auf eine sozialverträgliche Weise, die vom sozialdemokratischen SBB-Bundesrat Moritz Leuenberger wie folgt elobt wurde: als "Personalumbau unter einem sozialdemokratischen CEO, zusammen mit dem Personalchef und denMitarbeitern."



Konkret wurde das Problem mit mit grosszügig honorierten Früh-Invalidisierungen gelöst,die von der SBB-Pensionskase nicht genügend vorfinanziert waren - und an deren Spätfolgen die SBB-Pensionskasse bis heute leidet.

Preisfrage: Wer ersetzt welchen Schaden?

Mittwoch, 2. Juli 2008

You & Us

„Soll ich jetzt UBS-Aktien kaufen“, fragen mich Leute, die meinen, ich würde davon etwas verstehen. Ihr Gefühl trügt. Ich selber frage mich solche Dinge längst nicht mehr.

Am 30. Mai nämlich, es stand in diesem Blog, kaufte ich 100 UBS-Aktien zum Kurs von 25.40. Wie man auf der Rennbahn auf Pferde wettet, so wettete ich auf die UBS. Ich verliess mich aufs Gefühl, wissend, dass Gefühle trügen können.

Jetzt will ich nicht klagen. Ich sehe über zwischenzeitliche Verluste locker hinweg. Ich mag zwar nur ein kleiner Fisch sein. Aber ich habe trotzdem eine Strategie, was man nicht von allen hohen Tieren bei der UBS behaupten kann. Meine Strategie lautet: Ich werde keine Verluste realisieren. Nie. Was auch immer mit der UBS geschehen mag.

Dank dieser Strategie ist mein Risiko exakt berechenbar. Im schlimmsten Fall geht die UBS konkurs und meine 100 Aktien werden zu Nullen . So what! Wäre ich ein Buchhalter, sähe ich mich am heutigen Tag vielleicht zu einem vorsorglichen Abschreiber in der maximalen Höhe von 2540 Franken gezwungen. Aber ich bin immerhin in der Lage, die maximale Höhe meines Abschreibers zu nennen, wozu die Buchhalter der UBS seit einiger Zeit nicht mehr fähig sind.

Vor allem aber befolge ich eine alte Börsenregel, die besagt, dass man dem „schlechten Geld“ (UBS-Aktien zu 25.40) kein „gutes Geld“ (UBS-Aktien zu 20 Franken) hinterher werfen soll. Ich werde keine UBS-Aktien mehr kaufen. Keine einzige. Habe ich auch gar nicht nötig. Hätte die UBS tatsächlich „das Gröbste hinter sich“ , wie ich am 30. Mai, gehofft hatte, würde die Aktie bald steigen.Und wie! Aber dann verdiene ich mit – dank meinem Deal vom 30. Mai. That’s it!

Dienstag, 1. Juli 2008

Sommerstau


Rechtzeitig vor dem Sommerloch halte ich fest: es gibt Themen, die politisch einfach nicht populär sind. Aber trotzdem ökonomisch vernünftig.

Dazu gehört Road Pricing. Ein neudeutsches Wort , das nach Mittelalter tönt, nach Strassenzoll. Dabei wäre es eine zukunftstaugliche Option. Alle, die ausgerechnet dann Auto fahren wollen, wenn alle andern auch Auto fahren wollen, sollen Auto fahren dürfen. Aber dafür bitte extra bezahlen. Wie Erfahrungen in London oder Oslo zeigen, reagieren Autofahrer auf solche Signale. Prompt kommt es zu weniger Staus, weniger Wartezeiten, weniger Abgasen, hervorgerufen durch sinnlos stehende Mobile.

Trotzdem will von Road Pricing in der Schweiz niemand etwas wissen. Nicht einmal der Bundesrat, den ich sonst so lobe. Der Bundesrat ist zwar grundsätzlich dafür, lässt vorerst aber mal abklären und denkt „frühestens in zwanzig Jahren“ an eine konkrete Umsetzung.


Vielleicht hilft eine Studie aus einer politisch unverdächtigen Ecke. Die Credit Suisse zeigt kurz und bündig auf, wie Road Pricing funktioniert – und wie man Road Pricing ein paar Jahre früher schon umsetzen könnte.