Donnerstag, 26. März 2009

Phänomen Schweizer Familie

Kurt W. Zimmermann, prominenenter und scharfer Medienkritiker, lanciert in der heutigen Weltwoche (massiv sinkende Leserzahlen) eine kluge Frage:

Gibt in der jetzigen Zeit, in der alle Zeitungen und Zeitschiften rundum massenweise Leser verlieren, seitenweise redaktionelle Inhalbe streichen und Stelle um Stelle abbauen - gibt es in solchen Zeiten auch ein Titel, der gewinnt?

Ja, es gibt ihn. Die Schweizer Familie, auf die alle neunmal klügeren Journalisten höhnisch herabschauen.

Leider verliert selbst Kurt W. Zimmermann kein Wort darüber, warum das so ist.Also stelle ich meine Vermutung in den Raum:

Das Phänomen Schweizer Familie besteht womöglich darin, dass diese Zeitschrift einen andern Zugang zu den Themen findet. Sogar zu einem Thema wie der öden Wirtschaftskrise. Da publiziert sie Artikel wie diesen hier.

Dienstag, 24. März 2009

Die unsichtbare Hand


Seit zwei Wochen ist der Kurs des Euro gemessen in Schweizer Franken erstaunlich stabil. 1 Euro hält sich "deutlich über Fr. 1.50."

Dieses neue Gleichgewicht ergibt sich wohl kaum zufällig auf dem Markt . Am 12. März hat die Schweizer Nationalbank angekündigt, dass sie von nun an auf dem Devisenmarkt interveniere. Wie wir nun täglich mitverfolgen können, sagt sie das nicht nur; sie tut es auch. Indem die Nationalbank ganz offensichtlich einen Euro-Kurs von "deutlich über Fr. 1.50" anstrebt - ohne dass sie dieses Ziel so exakt und konkret benennt.

Das ist gut so, denn damit verpflichtet sich die Nationalbank zu nichts, sie bleibt theoretisch frei. Aber sie steht praktisch parat. Um weitere Milliarden von Franken auf den Markt zu werfen und diese gegen Euro auszutauschen - sobald sich der Euro-Kurs Richtung Fr. 1.50 hinunter bewegen sollte.

Ein klares Signal, finde ich: zu Gunsten des Werkplatzes Schweiz.

Daneben kündete die Nationalbank ganz konkret an, dass sie den Drei-Monats-Libor auf 0,25 Prozent absenken will. Das sagt sie fadengerade heraus. Und das tut sie es auch. Bis heute ist der Drei-Monats-Libor auf 0,4 Prozent gesunken; er wird in den nächsten Wochen weiter sinken.

Das wäre ein zweites klares Signal, wiederum zur Schwächung des Frankens - und wiederum zu Gunsten des Werkplatzes.

Auch das ist gut so. Seit die Finanzmärkte verrückt spielen, sorgt wenigstens die Nationalbank für ein bisschen Ruhe. Indem sie endlich den Euro-Wechselkurs zur obersten Zielgrösse macht, was mir für für eine Exportnation mitten in Europa nichts als vernünftig erscheint.

Damit vollzieht unsere Nationalbank währungspolitisch den EU-Beitritt, ohne dass sie das klar sagt. Völlig autonom. Ohne dass dies politisch diskutiert wird. Ohne dass irgendjemand aufschreit.

Auch das ist gut so.

Sonntag, 22. März 2009

Idée suisse

Die SRG SSR idée suisse habe nicht zu wenig Geld, sondern zu viel Geld, meint ein ehemaliger Radiodirektor in der NZZ von heute Sonntag.

Die SRS SSR idée suisse könne leicht Geld sparen,, schreibt die SonntagsZeitung von heute.

Zum Beispiel könnte sie das das zweite Tessiner Programm streichen, das ohnehin kaum jemand sieht.

Wie krass der Tessin mit Radio und TV überversorgt ist, schrieb ich schon in meinem Buch Idée suisse.

Kostprobe:

"Auf jeden einzelnen Zahnarzt kommen im Tessin fünf Radio- und TV-Journalisten.".

Heute halte ich fest:

Zuerst stellen wir das zweite Tessiner Radio ab, wenigstens in der Deutschschweiz . Damit hat Radio NRJ seine Frequenz.

Dann streichen wir das zweite Tessiner Fernsehprogramm, das zweite Westschweizer Fernsehprogramm und - aus Rücksichtnahme auf die sprachlichen Mehr- und Minderheiten - auch das zweite Deutschschweizer Fernsehprogramm .

Damit darf sich die SRG SSR idée suisse voll darauf konzentrieren, ihren Auftrag mit den jeweiligen ersten Programmen zu erfüllen. So etwas wäre sowohl denk- wie zumutbar.

Um diesen Auftrag zu erfüllen, braucht es im nicht unbedingt peinliche Permanance-Serien oder Karaoke-Übungen am Sonntag Abend. Sind das doch Sendungen, die enorme Mittel verschlingen, es aber nicht einmal zum Thema auf den Pausenplätzen in unseren Schulen schaffen.

Selbstverständlich darf die SRG SSR idée suisse auch ihren Internetdienst einstellen; den nämlich würde gar niemand vermissen.

Das nenne ich die Krise als Chance: In Ruhe dürfen wir uns überlegen, was die Sweiz zusammen hält - und was eher nicht.

Donnerstag, 12. März 2009

Zur Aufwertung des Schweizer Frankens

Der heutige Entscheid der Nationalbank wird die Leserinnen und Leser dieses Blogs kaum wirklich überraschen. Vierlei zeichnet sich ab:

Erstens: Die Zinssätze in der Schweiz gehen Richtung null Prozent. Ich selber habe, wie hier berichtet, eine Libor-Hypothek auf Monatsbasis abgeschlossen. Inzwischen sank der Satz, den ich meiner Hausbank, der Credit Suisse abzuliefern habe, auf 1,0 Prozent. Das ist irre günstig.

Zweitens: Die Deflation ist da. Die Nationalbank rechnet neu mit negativen Tuerungsraten - und zwar offiziell!

Drittens: Die nächste Krise wird eine Währungskrise sein. Der Dollar wird an Wert verlieren, der Euro ebenfalls. Und welche Währung wird zulegen?

Richtig: Der Schweizer Fanken. Worüber sich die hiesige Exportwirtschaft gar nicht freuen kann.

Um diesen drohenden Anstieg des Frankens zu dämpfen, interveniert die Schweizer Nationalbank bereits heute. Sie will den Schweizer Frnanken schwächen. Um dies zu erreichen, muss sie die Geldmenge weiter aufblähen. Noch stärker, als sie die Geldmenge in den letzten Quartalen ohnehin schon aufgebläht hat.

Damit baut die Nationalbank - viertens - eine weiteres Krisenpotenzial auf. Auf längere Frist droht die Inflation. Weswegen die Nationalbank in einem oder in zwei Jahren zur Inflationsbekämpfung übergehen wird resp. muss. Und dann, dann sage ich "gute Nacht".

Samstag, 7. März 2009

Zum Niedergang der USA

Stellen wir uns vor, Uncle Sam möchte der EU beitreten, um am Euro teilhaben zu können. Warum nicht? Kroatien, die Türkei wollen auch.

Aber da stellen sich ein paar unabhängige Schweizer quer: "No Chance", sagen sie, und verweisen auf die Kriterien von Maastricht, wonach das jährliche öffentliche Defizit (Nettoneuverschuldung) nicht mehr als 3 Prozent des Bruttoinlandprodukts betragen dürfe.

Während die USA gemäss ihrem neuen Haushaltsplan für 2009 sage und schreibe 12 Prozent anpeilen.

Okay, so etwas lässt einen Barack Obama kalt, solange sich die Europäer selber auch nicht an ihre Regeln halten. Da hat Barack Obama sogar Recht. Müsste Angela Merkel persönlich in Brüssel anklopfen, würde ihr nicht einmal Sarkozy die Tür öffnen. Excusez-moi, aber zuerst müsse der einstige "Musterknabe" Deutschland seinen eigenen Haushalt in Griff bekommen.

Angela Merkel wiederum könnte mit ihrem Finger auf die Euro-Länder im Durchschnitt zeigen, die sich 2009 mit 4,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts neu verschulden wollen. Und was tun eigentlich die Japaner? Richtig, die planen für 2009 eine Verschuldungsquote von 5,6 Prozent.

Tatsächlich gibt es lediglich zwei Länder auf der Erde,welche die strengen Maastrichter Kriterien zur Zeit erfüllen : Kanada mit einer geplanten Neuverschuldung der öffentlichen Haushalte von 2,4 Prozent, und die Schweiz mit einer solchen von 1,7 Prozent.

Aber Kanada will der EU so wenig beitreten wie die Schweiz, und die Schweiz will der EU so wenig beitreten wie die USA. Die USA nämlich brauchen gar keinen Euro, so lange sie ihren Greenback haben, in welchem sie sich laufend neu und fröhlich weiter verschulden können.


Den nötigen Kredit erhalten die Amerikanerinnen und Amerikaner von den Chinesinnen und Chinesen. Diese erzielen 2009 einen geschätzten Zahlungsbilanzüberschuss in Höhe von 6,1 Prozent ihres Bruttoinlandprodukts - und legen diese gigantische Summe in erster Linie in den USA und in zweiter Linie in der Euro-Zone und in dritter Linie in Japan an. Sofern sie sich auch in nächster Zeit so verhalten wie in früheren Zeiten. Diese Prozesse müssen aber nicht ewig so weiter gehen wie bisher.

Welchen Schluss ziehe ich daraus?

Dass die nächste Krise eine Währungskrise sein wird und ich deswegen keinen Cent auf auf den Dollar wette und auch keinen auf den Euro. Da lasse ich mein Geld lieber in Schweizer Franken liegen - selbst wenn der Zins auf Null Komma Null Prozent absinken sollte!