Freitag, 26. Dezember 2008

Ein anderes Gedicht

Es läuten die Glocken: Bim-bam-bim-bam;
es sausen die Autos über den Damm;
die Kirche reckt ihren Turm zum Himmel
und macht Reklame mit ihrem Gebimmel.
Sie wirbt für den christlichen Gedanken -
aber drum herum die Häuser der Banken
sind eine Etage höher.

Wenn zu New York die Börse kocht,
dann beten die frommen Pfaffen:
dass keiner werde eingelocht,
dass sie alle Geld erraffen.
Aber wie sie auch beten in brausendem Chor:
die Banken ragen zum Himmel empor
eine Etage höher.

Und es beten die Pfaffen nach alter Art
gegen sündige Teufelsgedanken.
Das Kirchenvermögen liegt wohlverwahrt
nebenan, nebenan in den Banken.

Wer regiert die Welt - ? Hier kann man das sehn.
Um alle Kirchen die Banken stehn
eine Etage höher.

Kurt Tucholskv, 1930

Echt

Nationalökonomie ist, wenn die Leute sich wundern, warum sie kein Geld haben. Das hat mehrere Gründe, die feinsten sind die wissenschaftlichen Gründe (...) Über die ältere Nationalökonomie kann man ja nur lachen und dürfen wir selbe daher mit Stillschweigen übergehn. Sie regierte von 715 vor Christo bis zum Jahre 1 nach Marx. Seitdem ist die Frage völlig gelöst: die Leute haben zwar immer noch kein Geld, wissen aber wenigstens, warum.


Kurt Tucholsky

Dienstag, 23. Dezember 2008

Ein Gedicht

Wenn die Börsenkurse fallen
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heisst Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben. (....)

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen, (....)

triffts hingegen grosse Banken
kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt mit Hab und Gut!

Soll man das System gefährden?
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.

(...) Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja -
nicht nur in Amerika!

Kurt Tucholsky, 1930

Freitag, 19. Dezember 2008

Raus aus der Falle

Hier noch fünf Argumente zu Gunsten einer Steuergutschrift in Höhe von tausend Franken für jede einzelne Person in der Schweiz:

1. Es darf eine einmalige Aktion bleiben.

2. DSie sorgt für Aufsehen - weil alle Leute den Geldsegen direkt zu spüren bekommen.

3. Die Leute können selber und kurzfristig entscheiden, was sie mit dem geschenkten Geld tun - der Staat würde nicht anhaltend aufgebläht.

4. Die Aktion ist sozial verträglich: Alle Steuerzahler bekommen pro Kopf genau gleich viel. Selbst Millionäre bekommen einen Tausender bar auf die Hand. Bei Steuergutschriften gilt das alte Prinzip der AHV: Die Reichen brauchen zwar eigentlich keine AHV-Rente , aber die AHV braucht die Reichen, die auf ihren hohen Einkommen unbegrenzt Abgaben zahlen.

Genau gleich bei Steuergutschriften: Reiche brauchen die Steuergutschriften nicht, aber der Staat braucht Reiche, die Steuern zahlen.

5. Es wäre ein Dankeschön an alle Steuerzahler, die ungefragt das Rettungspaket für die UBS mitfinanzieren müssen.
-

Donnerstag, 18. Dezember 2008

In der Falle, Teil 4

Könnten wir uns in der Schweiz eine einmalige Steuergutschrift von tausend Franken, ausbezahlt an jede Person, vom Greis bis zum Baby, überhaupt leisten?

Kosten würde dieser Spass 7,5 Milliarden Franken. Angesichts der Tatsache, dass die Schweizer Volkswirtschaft in letzter Zeit stark gewachsen ist, entsprechen 7,5 Milliarden ziemlich genau 1,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Das ist in etwa das Quantum, das die EU-Kommission ihren Mitgliedländern empfiehlt: Ein Fiskalprogramm in Höhe von 1,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts, damit die EU-Länder gemeinsam die Krise meistern, wovon via Exportindustrie übrigens auch wir Schweizerinnen und Schweizer profitieren würden.

Falls die Schweiz mit den hier vorgeschlagenen einmaligen Steuergutschriften gleichzieht, müsste sich der Staat das nötige Kleingeld zuerst beschaffen. Das wäre in diesen Tagen günstig. Die Eidgenossenschaft kann sich auf zehn Jahre hinaus verschulden, zu Kosten von lächerlichen zwei Prozent Zins im Jahr.

Wir stecken in einigen Fallen. Aber nicht in der Schuldenfalle.

Fortsetzung folgt

Mittwoch, 17. Dezember 2008

In der Falle, Folge 3

Was dürfen wir uns, wie gestern vorgeschlagen, von einer Steuergutschrift in Höhe von tausend Franken pro Person erhoffen?


Etwas mehr Konsum. Aber dieser Zuwachs käme nicht unbedingt der Schweizer Industrie zu Nutze. Ebenso gut können die Produzenten in China, Indien, Deutschland, Frankreich oder in den USA profitieren. Womit der Schweizer Exportindustrie, die immerhin jeden zweiten Franken unseres Bruttoinlandprodukts erzielt, kein bisschen geholfen wäre. In diesen Tagen jedoch bricht offenbar die Exportnachfrage ein, mal abgesehen vom Wintertourismus in der Schweiz. Falls die Exportnachfrage tatsächlich einbricht, machen wir uns unsere Sorgen zu Recht.

Mein Fazit: Die Schweiz steckt heute nicht nur in der Liquiditätsfalle (eine zusätzlich expansive Geldpolitik nützt nichts mehr). Als kleine offene Volkswirtschaft steckt die Schweiz zudem in der Globalisierungsfalle (eine zustäzlich expansive Fiskalpolitik nützt auch nichts mehr).

Anders gesagt: Im Aufschwung ist die Schweiz dank der Globalisierung übermässig gewachsen. Im Abschwung läuft das nun umgekehrt.

Fortsetzung folgt

In der Liquiditätsfalle

Zur Zeit stecken wir, um mit Lord Keynes zu sprechen, in der klassischen „Liquiditätsfalle“. Die Staaten versuchen weltweit, die Konjunktur anzukurbeln. Das haben sie mittels Geldpolitik getan. Sie haben es so weit getan, so weit es geht. Die Zinsen sinken bereits weltweit gegen null, weiter nach unten geht nicht.

Davon profitiere sogar ich kleiner Schuldner, Der Zins für meine Hypothek, die sich am Libor in Schweizer Franken richtet, sinkt diesen Monat auf 1,1 Prozent. Viel tiefer ist nicht möglich.

Somit wird klar: Wollen die Staaten die Konjunktur trotzdem ankurbeln , müssen sie zu andern Mitteln greifen.Zur Fiskalpolitik. Sie müssen selber Geld ausgeben, indem sie Bahnprojekte vorziehen, Kurzarbeitsprogramme in Unternehmen fördern, also Dinge tun, wie es die Volkswirtschaftsministerinnen Rita Fuhrer und Doris Leuthard prüfen. Selbstverständlich könnte der Staat auch Steuern senken, zum Beispiel für Familien, wie es die CVP vorschlägt. Oder gar Gutschriften verteilen, wie man das aus den USA kennt. Für die Schweiz würde ich vorschlagen: eine einmalige Steuergutschrift in Höhe von 1000 Franken pro Person, vom Greis bis zum neu geborenen Baby. Das wäre zwar ein klassisches Giesskannensystem, das aber immerhin den Vorteil hätte, dass es jede einzelne Person, sogar jedes einzelne Kind zu spüren bekäme.

Fortsetzung folgt

Dienstag, 16. Dezember 2008

In der Falle

Als Blogger bist Du ausgestellt. Man sieht zwar nicht, wo Du bist. Aber man sieht, sobald Du ein paar Tage nicht mehr bloggst, dass du an andere Dinge denkst. Tja.

Aber Hauptsache, es geht mir gut. Und nicht nur mir, uns allen geht es eigentlich ganz gut, zumindest im laufenden 2008 noch. Unsere Einkommen sind eher gestiegen. Alle zusammen haben wir, wenn die Experten im Staatssekretariat für Wirtschaft Recht behalten, das Bruttoinlandprodukt um 1,9 Prozent gesteigert. Das ist, verglichen mit den 90er Jahren, eine formidable Leistung.

Fortsetzung folgt.

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Am Tag danach

Ueli ist Bundesrat. Ansonsten geht alles weiter wie bisher. Es gibt eine linke Oppositionspartei, eine rechte Oppositionspartei, und beide tun so, als ob sie halb drinnen, halb draussen wären. Wovon sie beide profitieren. Während die zwei Parteien in der Mitte dieses Spielchen nicht nur mit sich spielen lassen – sondern akttiv mitspielen.

Meine Prognose: Beim nächsten Mal wird die SP wieder einmal nicht mit ihrem Wunschkandidaten Nr. 1 durchkommen. Aber mit einer Art Nummer 2. Worüber die SVPler dann zusammen mit den Freisinnigen jubeln werden.

Dienstag, 9. Dezember 2008

Am Tag davor

Je länger das Theater geht, umso stärker bin ich für die freie Volkswahl des Bundesrats.


Wäre ich morgen National- oder Ständerat, würde ich wohl Ueli Maurer wählen. Und zwar allein aus staatspolitischer Vernunft. Aber nicht , weil ich Ueli Maurer für den "Besten" oder gar den "Fähigsten" hielte.

Dieser Widerspruch zeigt , wie schizophren die heutige indirekte Wahl ist. Ich kleiner Blogger habe Ueli Maurer im Kanton Zürich nicht in den Regierungsrat und danach nicht in den Ständerat gewählt. Das war völlig egal, das hat auch niemanden interessiert.

Und genau so soll es sein: Wir alle sollen diejenige Person in den Bundesrat wählen dürfen, die wir wählen oder eben nicht wählen wollen - ohne Rücksichtnahme auf die staatspolitische Vernunft oder andere hehre Werte.

Samstag, 29. November 2008

Ex Libris: Das Ende des Dumpings

Die Migros, der Nahrungsmittel-Grosskonzern mit dem einen Kulturprozent, beendet unbemerkt von der Öffentlichkeit sein Dumping beim Bücherverkauf. 30 Prozent Rabatt gab es bis vor kurzem für alle Bücher bei Ex Libris.

Weil ich selber nebenher bei einem Buchverlag tätig bin, kann ich für heute den Buchhalter spielen und darlegen, was das bedeutet hat.Wir als Verleger setzen einen Richtpreis fest; Darauf darf Ex Libris mit so viel Rabatt locken, wie es der Migros-Tochter passt. Aber: Ex Libris muss die Bücher bei unserem Grosshändler beziehen, sonst käme die Migros gar nicht an unsere Bücher heran. Unser Grosshändler liefert die Bücher an einen Zwischenhändler, das Buchzentrum in Hägendorf SO, abgekürzt BZ, welches die Bücher an Ex Libris weiter verkauft. Das Buchzentraum BZ derhält auf jedes Buch 47 Prozent Rabatt, bezogen auf unserenRichtpreis. Dann schlägt auch das BZ seine Marge drauf, wohl 2 Prozent, womit Ex Libris effektiv einen Rabatt von 45 Prozent erhält.

Wenn nun Ex Libris mit einem Rabatt von 45 Prozent Bücher einkauft, um diesselben mit einem Rabatt von 30 Prozent weiterzuverkaufen, bleibt nach Adam Riese ein Gewinn von 15 Prozent. Theoretisch. Denn in der Praxis muss Ex Libris noch die Verpackung bezahlen, das Porto, die Rechnungsstellung, das ganze Handling. Das kostet etwa Fr. 6.50 pro Buch.

Rechnen wir nun ein Exempel durch:

Unser Richtpreis beträgt 24 Franken. Ex Libris bezieht dieses Buch für Fr. 10.80 . Hinzu kommen die Fr. 6.50 für Porto, Verpackung und Inkasso, ergibt Kosten von total Fr. 17.30.

Nun bietet Ex Libris dieses Buch sage und schreibe mit 30 Prozent Rabatt, also für Fr. 16.80 an. Mit andern Worten: Ex Libris wirtschaftet bewusst mit Verlust, betreibt also aktives Dumping.

Hintergrund: Ex Libris wollte alle andern Buchhändler, insbesondere die Online-Händler aus dem Markt vertreiben.

Dieses Ziel hat Ex Libris erreicht. Heute weiss jedes Kind, nirgends sind Bücher so billig wie bei Ex Libris. Mit dem Resultat, dass Ex Libris seine Preise wieder erhöhen konnte: Der Rabatt beträgt nun nicht mehr 30 Prozent, sondern nur noch 15. Was auch uns als Verleger freut.

Wer nämlich wirklich Kultur fördern will, kauft seine Bücheram besten direkt . Dann verdient kein Grosshändler, kein Zwischenhändler, keine Migros-Tochter -sondern diejenigen, die das Kulturgut Buch herstellen.

Samstag, 22. November 2008

Neu: "Sado-Monetarist"

Philipp Loepfe, Chefökonom diverser Tamedia-Titel , prägt im Magazin eine neue Titulierung. Die "Neo-Liberalen" von gestern, das seien die "Sado-Monetaristen" von heute, die noch immer nicht begriffen hätten , dass wir, seit Kollege Krugman den Nobelpreis gewonnen hat, allesamt Neo-Keynesianer sein müssten.

Je länger die Finanzkrise andauert, umso grösser wird die Verwirrung unter denen, die sich selber als "Intellektuelle" verstehen. Ich schlage vor, dass wir uns zuerst einigen, worauf sich die die früheren Monetaristen und die früheren Keynesianer einigen konnten: nämlich in der Analyse, wie es zur Grossen Depression kam. Nach dem Börsenkrach von 1929 haben die Zentralbanken die Zügel angezogen, die Geldmengen verknappt Es entstand Deflation , eine Spirale generell sinkender Preise, worauf kein Mensch mehr konsumieren wollte, solange die Preise am nächsten Tag nochmals tiefer sanken.

Ein solches Szenario gilt es diesmal zu vermeiden.

Und darum haben die Zentralbanken die Finanzmärkte mit neuer Liqudität versorgt, vom ersten Tag an. Es gibt heute kein ernstes Anzeichen für "Deflation". Es implodieren einzelne Preise: für US-Immobilien, für Erdöl, für Geld (in Form von Zinsen) . Das allgemeine Preisniveau jedoch ist stabil, erfreulich stabil. Die Inflation liegt, ob in den USA, der EU oder in der Schweiz, zwischen plus eins und plus drei Prozent - und damit im optimalen Bereich.

Der Staat soll via Zentralbank die Geldmenge kontrollieren, so dass weder Inflation noch Deflation grassiert. So weit sind sich alle einig. Der Streit zwischen den Neo-Keynesianern und den Neo-Liberalen beginnt bei der Frage: Soll der Staat etwas mehr tun, damit die Menschen mehr kaufen und die Wirtschaft in Gang bringen?

"Nein", sagen die Sado-Monetaristen, "Ja", sagen Loepfe, Krugman und zu diesen Zeiten sogar einige Neo-Liberale. Im Kanton Zürich will die Volkswirtschaftsdirektorin und Bundesratskandidatin Rita Fuhrer ein paar Infrastrukturprojekte vorziehen. Der Sonntag-Chefredaktor und einige hiesige Gewerkschafter wärmen US-amerikanische "Bush"-Ideen auf und verlangen Steuergutschriften von tausend Franken für jede einzelne Person, damit auch gewöhnliche Familien mit Kindern profitieren. Über solche Themen darf man in Zeiten wie diesen diskutieren, frei von jeglicher Ideologie.

Aber warum sich gegenseitig mit neuen Begriffen verunglimpfen und beschimpfen?

Das Missverständnis das die Sadomonetaristen-Wortschöpfer schüren, kommt m.E. davon, dass diese Leute nie klar sagen, was ein "freier Markt" ist. Ein "freier Markt" ist weder "gut" noch "böse", weder "gerecht" noch "gemein". Ein freier Markt hat mit "Moral" nichts am Hut. Kein freier Markt löst alle Probleme von allein. Aber gewisse Probleme löst er schon.

Der "freie Markt" löst seine Probleme, indem er Preise anpasst. Gewisse Preise schnellen hoch, andere Preise brechen ein. Das ist der Lauf der Dinge. Respektive der Beweis, dass der freie Markt lebt und funktioniert. Permanent wird ein neues "Gleichgewicht" gesucht - und permanent gefunden . Das Wort "Gleichgewicht" tönt positiv, ist aber völlig wertfrei gemeint. Es kommt vor, dass ein Aktienindex binnen 24 Stunden um sechs Prozent absackt, um in den nächsten 24 Stunden um fünf Prozent zu steigen. Trotzdem wird 1 Euro kaum auf 1Franken sinken, 1 Dollar kaum auf 50 Rappen. Aber wer auf 1 Dollar oder auf 1 UBS-Aktie mehr als 1 Rappen wettet, tut das auf eigenes Risiko.

So viel zur Moral des Markts.

Donnerstag, 20. November 2008

Meine Bank

Heute lege ich offen, wie ich als kleiner Blogger auf die Finanzkrise reagiere. Weil ich kein grosses Vermögen, sondern einige Schulden habe, ist das nicht spektakulär. Als Schuldner hat man in diesen Tagen wenig zu verlieren.

Im Gegenteil: Die Schuldzinsen sinken rapide. Vor zwei Tagen erst habe ich meine variable Hypothek, für die ich bisher 3,35 Prozent Zinsen zahlen musste, umgewandelte: In eine Libor-Hypothek. Bezugsgrösse ist der Ein-Monatssatz, der sich auf dem Interbankenmarkt in London (Libor) bildet. Auf diesen Ein-Monatssatz schlägt meine Hausbank, die Credit Suisse, ihre Marge von 0,75 Prozent. Solange der Einmonatslibor knapp über 1 Prozent beträgt wie gerade jetzt, zahle ich weniger als 2 Prozent Schuldzinsen. Zur Zeit sind es 1,85 Prozent, um genau zu sein. Das doch sehr günstig - wenn nicht fast gratis.

Der erste Haken: Dieser 1-Monats-Libor ist exrem volatil, er ändert von Monat zu Monat. Aber für die nahe Zukunft habe bin keine Angst. Soeben gab die Nationalbank bekannt, dass sie ihren Leitzins - den Drei-Montas-Libor -um 1 volles Prozent auf 1 Prozent senken will. Und weil die Nationalbank in den letzten Wochen den Leitzins nicht nur als Ziel formuliert, sondern auch tatsächlich umgesetzt hat, gehe ich davon aus, dass meine Libor-Hypozinsen in nächster Zeit eher nochmals sinken . Womit ich als Schuldner auch künftig weniger als 2 Prozent Schuldzinsen zahlen müsste.

Der zweite Haken: Ich musste mich für drei Jahre verpflichten. Aber auch diesbezüglich habe ich wenig Angst: Falls die Libor-Zinsen steigen sollten, was im nächsten halben Jahr eher nicht der Fall sein wird, kann ich meine Libor-Hypothek innert eines Monats in eine Festhypothek umwandeln. Zur zeit käme ich mit etwa 3 Prozent weg. Ebenfalls sehr günstig also.


Neben meinen Schulden halte ich einige wenige ausgewählte Aktien. Zum Beispiel 100 der UBS, die ich am 30. Mai für Fr. 25.30 das Stück gekauft habe. Das war's. I habe keine einzige hinzu gekauft, auch wenn solche heute für elf Franken das Stück zu haben wären.

Aber ich habe auch kein Stück verkauft. Ich bin ja nur ein Kleinaktionär, der die UBS zudem als Steuerzahler stützt. Ich bin kein Grossaktionär und UBS-Verwaltungsrat, der "seiner" Bank einfach so davon rennt.

Freitag, 14. November 2008

The show goes on and on

Bei der mit unsern Steuergeldern geschmierten grössten Schweizer Bank laufen die Räder derart rund und heiss, dass niemand Zeit und Musse findet, ein Auge zu werfen auf die grossen Inserate, die für kleines Geld in der internationalen Presse platziert werden.

In der neuen Ausgabe des Economist prominent im vorderen Teil sehe ich wieder einmal das Uraltsujet:

"The world changes. Our commitment doesn't."
You & Us


Frühere Posts zum Thema
25. Oktober
18. Oktober

Mittwoch, 12. November 2008

Tschau Sämi

Ein Besucher meines Blogs, der weder seinen Vornamen noch seinen Namen nennen will, vom Gedankengut her wertkonservativ positioniert ist, ärgert sich , dass ich handelnde Personen wie Mister Wuffli beim Vornamen - "Peter" - nenne.

Heute, da Bundesrat Schmid Samuel abtritt, bleibe ich mir treu und verabschiede diesen kameradschaftlich. Ich tue das übrigens nicht zum ersten Mal. Heute freue ich mich einfach, dass er die Überraschung geschafft hat, aus diesem Schritt eine Überraschung zu schaffen. Ein gelungenes Finale, finde ich, nach einem langen traurigen Jass, in welchem Sämi und seine ehemaligen Kollegen sich die Trümpfe gegenseitig aus der Hand gezogen haben. So etwas funktioniert weder in der Beiz noch im Bundeshaus. Am Ende wird Peter (mit Nachname: Spuhler) zum "Verräter" erklärt , obschon dieser Frau Widmer-Schlumpf nicht beim Vornamen genannt, sondern linientreu als "Verräterin" beschimpft hat. An diesem Ende angelangt frage ich kleiner Blogger mich, wer der wirkliche "Verräter" sein soll, wenn es nicht Christoph der Herrliberger sein darf.

So gesehen hat Sämi gerade noch rechtzeitig "Tschau Sepp" gesagt.

Frühere Posts zum Thema:


10. September

1. August

Sonntag, 9. November 2008

Der freie Markt und die Moral (2)

Der freie Markt der öffentlichen Meinungen setzt den handelnden Personen so stark zu, dass diese am Ende klein beigeben. Heute meldet Die NZZ vom Sonntag, dass Peter Wuffli auf 12 Millionen Franken Bonus verzichtet, angeblich "freiwillig".

Schön.

Noch schöner ist, dass Wuffli zu den wenigen gehört, die tatsächlich "freiwillig" ein klein wenig von ihren Riesenverdiensten an die Gesellschaft zurück zahlen. Zusammen mit seiner Gattin Susanna gründete Peter, analog zu Bill & Melinda Gates, analog zu Daniel & Gattin Vasella, eine Stiftung unter dem Namen Elea. Das Ziel der Wuffli-Stiftung ist leider noch schwammig definiert, die Rede ist von "Ethik" und "Globalisierung". Konkret wissen wir nur, dass ein Projekt zur Windkraft in Madagaskar unterstützt wird.

Am schönsten wäre, wenn Mister Wuffli über seine Elea Stifung nicht nur schön reden, sondern auch professionell informieren würde.

Samstag, 8. November 2008

Der freie Markt und die Moral

Was tut ein Schweizer Magazin, das dem Zürcher Tages-Anzeiger, der Berner und der Basler Zeitung beigelegt wird, mit einem Gratis-Text über den freien Markt und die Moral?

Es füllt redaktionelle Seiten ab und spart Kosten.

Was tut das englische Magazin The Economist mit demselben Inhalt?


Es verkauft zwei Inserateseiten (Seiten 82 und 83 der aktuellen Ausgabe) und nimmt Geld ein.

Wer am Ende wissen will, was die Moral von dieser Geschicht' ist, findet die Antwort nicht etwa im freien Wettbewerb zwischen dem Schweizer Magazin und dem britischen Economist. Die vollen Antworten auf die letzten Fragen gibt es nämlich nur hier und nirgendwo sonst.

Donnerstag, 6. November 2008

Es wird Zeit

...dass die Sschweizerische Nationalbank ihre Ziele nicht deklariert, sondern erreicht.

Der Leitzins, der Drei-Monatslibor, soll zwischen 1,5 und 2,5 Prozent betragen, teilt sie heute offiziell mit.

Der aktuelle Satz: 2,56.

Also muss die Nationalbank Gas geben. Viel Gas.

Sogar der konservative Kurt Schiltknecht, der frühere Chefökonom der Nationalbank unter Fritz Leutwiler, fordert in der Weltwoche von heute: "Mehr Tempo, bitte."

Mittwoch, 5. November 2008

Es war Zeit

für Barack Obama.

Seit zwei Jahrzehnten höre ich das Klagelied über das "Zwillingsdefizit der USA": Trotzdem hat sich der verschuldete Staat immer weiter verschuldet, trotzdem wurde die rote Aussenhandelsbilanz immer roter. Das kann nicht ewig so weiter gehen, habe ich selber behauptet - vor drei Jahrzehnten.

Doch Baracks Vorgänger haben sich durchgewurstelt.

Dank der Finanzkrise haben wir nun erfahren, dass es manchmal schneller geht als wir denken können. Die nächste Krise wird eine Währungskrise sein. Neben den angeblichen Empires mit den doppelten Defiziten entstehen neue Reiche mit doppelten Überschüssen.

Und eines nicht mehr so fernen Tages - when the Change has come -
werden die Chinesinnen und Chinesen den US-Amerikanerinnerinnen und US-Amerikanern keine Dollars mehr bereit stellen. Sondern nur noch Yuan.

Samstag, 1. November 2008

Mein Lehrer Greenspan


Alle prügeln auf Greenspan ein und erklären diesen zum Sündenbock der gegenwärtigen Finanzkrise.

Als bloggendes Greenhorn bekenne ich, dass ich von Greenspan einiges gelernt habe.

Alan war ein Kenner und Meister von Statistiken, aus denen er allerhand herauszulesen wusste. Zum Beispiel eine Regel, die heute – leider – wieder aktuell wird:

„Jeder Inversion der Zinskurve ist in den letzten 40 Jahren eine Rezession gefolgt“.


Dieser grosse Satz des Alan Greenspan gilt sogar für die kleine Schweiz. Am schlimmsten war die Inversion der Zinskurve in der Amtszeit von Markus Lusser zwischen 1988 und 1996. Lusser kämpfte und kämpfte gegen die angeblich drohende Inflation derart rigoros, dass die kurzfristigen Zinsen weit über die langfristigen Zinsen hinausschossen ( = inverse Zinsen). Es folgte eine anhaltende Wachstumsschwäche während den 90er Jahren. Markus Lusser wurde zum „Jobkiller der Nation“. So titelte das damalige Nachrichtenmagazin Facts. Zum selben Schluss kamen Gewerkschafter und namhafte Ökonomen, sogar innerhalb der Nationalbank selber.

Jetzt ist es wieder so weit: Die Zinsen sind invers. Am schlimmsten in den USA, in der EU,sogar in China. Seit einigen Wochen auch in der Schweiz. Erst Ende letzter Woche ist es der Nationalbank endlich gelungen, die kurzfristigen 3-Monatssätze zu senken. Aber noch sind sie nicht tief genug. Von der Economiesuisse bis zu den Gewerkschaften, alle Ökonomen wollen noch tiefere Zinsen. Jean-Pierre Roth, der Nationalbankpräsident himself, kündet in der NZZ von heute an: das werde geschehen.

Zwischenfrage:

Warum können Zinsen überhaupt invers sein? Sprich: Warum können die kurzfristige Zinsen höher sein als die langfristigen ? Warum können die Wolkenkratzer-hochverschuldeten USA und zahlreiche EU-Länder sich fröhlich weiter verschulden? Zu Zinssätzen, die auf Jahrzehnte hinaus tiefer sind als die heute geltenden Kurzfristzinsen?

Antwort:

Weil die Märkte zur Zeit verrückt spielen. Und weil alle Leute wissen: Lange wird das nicht andauern. Lange werden die Zinsen nicht invers sein.

In einem ersten Schritt werden, wie Roth heute via NZZ bestätigt, die tiefen kurzfristigen Zinsen weiter gesenkt. Noch tiefer sinkende kurzfristige Zinsen bedeuten im Klartext: Die expansive Geldpolitik wird noch expansiver.

Extrem expansiv.

Eine extrem expansive Geldpolitik führt, das wissen wir nicht erst seit Greenspan, zu Inflation - eher früher als später. Eine anziehende Teuerung aber wird die Leute bald davon abhalten, ihren überschuldeten Staaten noch mehr Geld auszuleihen. In der Folge werden die langfristigen Zinsen für Staatsobligationen steigen und über die kurzfristigen hinaus schiessen - eher früher als später.

Also naht das Ende der inversen Zinsen. Von allein, ganz automatisch. Nur ist das - leider - keine frohe Botschaft, im Gegenteil. Höhere Langfristzinsen bedeuten, dass es eng wird. Eng für alle. Eng für sämtliche überschuldeten Staaten, eng für einige überschuldete Unternehmen. Aus dem Credit Crunch wird dann eine Zinsklemme.

Und wir alle werden noch zu spüren bekommen, was Alan Greenspan vorausgesagt hatte.

„Jeder Inversion der Zinskurve folgt eine Rezession“.

Das nächste Mal spätestens 2010.

Freitag, 31. Oktober 2008

Die Peitsche des Alan Greenspan

Schuld an der Finanzkrise sei der ehemalige US-Notenbankpräsident, heisst es allenthalben, der stets neues Geld pumpte, das dann in verlotterte Häuser floss, bis die Blase platze. Logischerweise. Das hatten doch alle kommen sehen.

Als Alan Greenspan im Amt war, kommentierte Philipp Löpfe, heute einer der schäfsten Greenspan-Kritiker, am 27. Oktober 1998 im Tages-Anzeiger:

"Glücklicherwiese ist Alan Greenspan kein Ideologe. Unter seiner Führung hat das US-Fed monetaristischen Ballast über Bord geworfen, zu einer pragmatischen Geldpolitik gefunden und damit den Aufschwung der 90er Jahre überhaupt ermöglicht."

Am 6. Januar 2001 doppelte Löpfe nach. Auf Seite 1 im Tages-Anzeiger lobte er Greenspan dafür,

"dass der Chef der amerikanischen Zentralbank weiterhin gewillt ist, pragmatisch die Geldhahnen zu öffnen, wenn die volkswirtschaftliche Situation dies erfordert".

Serge Gaillard, damals Chefökonom beim Gewerkschaftsbund, erkannte, dass Greenspan nicht nur stur die Inflation bekämpfe. Im Gegensatz zu en meisten europäischen Notenbanken sei ihm das Ziel der Vollbeschäftigung wichtiger gewesen (zitiert aus dem Magazin vom 21. April 2001, in dem eine mehrseitige Eloge zu Alan Grennspan erschien, verfasst von Res Strehle).

Sogar die Weltwoche stimmte in den Chor ein:

"Wie jeder gute Zirkusdompteur lässt Greenspan regelmässig die Peitsche knallen, vermeldete sie am 19. August 1999.

Montag, 27. Oktober 2008

Das Nationalbankziel (2)



Die Nationalbank habe bis jetzt am besten auf die Finanzkrise reagiert. Heisst es rundum. Stimmt das?

Die Nationalbank gibt ein Ziel bekannt, das sie nicht erreicht.Sie möchte den Libor-3-Monatszins in einem Band "zwischen 2 und 3 Prozent" halten, sagt sie seit einigen Wochen. Das gelang ihr tagelang nicht, das gelingt ihr zur Zeit knapp. Der Libor liegt mit 2,9 Prozent am obersten Rand des Bands. Darum müsse der Zins weiter sinken, forderte gestern die NZZ am Sonntag.

Just das aber wird die Nationalbank nicht schaffen. Ihr Leitzins, der Libor, bildet sich auf dem freien Interbankenmarkt in London. Diesen Libor kann die Nationalbank nicht direkt steuern, selbst wenn sie wollte.

Also darf es niemanden wundern, wenn der Wert des Frankens aus dem Ruder läuft. Der Euro, gemessen in Schweizer Franken, fällt abrupt (siehe Grafik oben). - Warum bloss? Weil "die Märkte" der Nationalbank voraus sind. Alle Welt sieht doch, dass es der Schweizer Nationalbank nie gelingen wird, ihren Leitzins so stark zu senken, wie sie möchte. In der Folge erhält der Franken im Vergleich zum Euro mehr Wert.

Ich sehe nur eine Lösung: Roth, Hildebrand & Jordan müssen ein plausibles Ziel vorgeben. Eines, das sie auch einhalten können. Angesichts des Sturms auf den Märkten müssen sie zu einem Wechselkursziel übergehen. Indem sie den Euro auf "deutlich über Fr. 1.47" festlegen.

Es gibt dazu eine historische Parallele:

Am 1. Oktober 1978, einem Sonntag Abend, gab der damalige Notenbankpräsident Fritz Leutwiler in der Tagesschau bekannt, die Nationalbank werde, "wenn nötig unbegrenzt", an den Devisenmärkten intervenieren, um die damalige D-Mark "eindeutig über 80 Rappen"
zu halten. Das war ein Wagnis, die Geldmenge stieg, die kurzfristigen Zinsen sanken ins Bodenlose unter 1 Prozent. Später, als die Teuerung auf über 7 Prozent kletterte, musste die Nationalbank korrigieren: indem sie die Schrauben anzog, worauf die kurzfristigen Zinsen auf über 10 Prozent hinaus schossen. Es kam zur Rezession, und seither nennt man die 78er Intervention einen "Sündenfall", welchen man tunlichst vermeiden wolle.

Nur ist die Lage heute mindestens so dramatisch wie 1978. Vorletzte Woche musste die Nationalbank den Finanzplatz samt UBS retten. Und bald bleibt ihr - in der Folge des Run auf den Franken - wohl nichts anderes übrig, als auch noch den Werkplatz zu retten. Indem Roth, Hildebrand & Jordan auf dem Devisenmarkt "wenn nötig unbegrenzt" intervenieren.

Samstag, 25. Oktober 2008

The show goes on

Vor einer Woche machte ich mich hier lustig über ein Inserat, im Economist erschienen, prominent plaziert: "The times are changing. Our commitment doesn't. Nun stelle ich fest: Dieser Spot war der Realität entsprungen . Die Zeiten ändern sich, die UBS bleibt sich treu.

Diese Woche nämlich schaltet die inzwischen teilverstaatlichte Schweizer Grossbank folgendes Inserat, iwiederum prominent platziert im Economist auf Seite 19:

"Two of the most powerful words in investment banking:
You & Us

Post zum Thema.

Freitag, 24. Oktober 2008

Moritz!

Der berühmteste Blogger der Schweiz könnte mit einem kleinen Beitrag seiner Partei zwei grosse Dienste erweisen:

Er könnte Raum schaffen für neue Leute mit anderen Inhalten: weniger urban, weniger intellektuell, aber näher bei den Büezern. Ein klassisches linkes Profil, hat Präsident Levrat erkannt, ist heute zukunftsträchtig.

Gleichzeitig könnte er einer urbanen Parteisektion das akute Personalproblem lösen. M.L., 62 Jahre jung, Theatergänger, Poet, Musemsbesucher, erfahrener Vater, geschliffener Redner, ist prädestiniert für das präsidiale Ressort Kultur der grössten Stadt der Schweiz.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Knigge für Reiche

Es tut jedem Politiker, Think Tanker oder Journalisten gut, seine Weisheiten von gestern heute nochmals zu lesen. Ich zum Beispiel habe über Lohn-Exzesse sicher Sätze geschrieben, die ich heute so nicht mehr sagen würde.

Dachte ich. Dann nahm ich mein Büchlein Klassenwechsel, erschienen im Februar 07, hervor , und las auf Seite 107:

Es gebe nur wenig Orte auf der Welt, wo sich die Reichen in ihren Villen so sicher fühlen dürfen wie in der Schweiz. Noch schöner hätten sie es, wenn sie die herrschenden Sitten und Regeln einhalten. Dann würden sie nicht nur in Ruhe gelassen, sondern geachtet.

Der Schweizer Knigge für Reich umfasse nur gerade drei Punkte:

"Regel 1: Man muss seinen Erfolg erklären können." Darum stehe ein Nicolas G. Hayek eben besser da als ein Hedgte-Fund-Manager.

"Regel 2: Man darf nicht zu schnell zu reich werden". Das erlebt - resp. widerlebt hat ein Martin Ebner. Aber auch ein paar andere.

"Regel 3: Man soll der Gesellschaft wieder etwas zurückgeben". Letzteres auf seine Art einlösen muss noch Marcel Ospel.

Das nachlesend schliesse ich das Büchlein. Mein kleiner Knigge gilt immer noch.

Dienstag, 21. Oktober 2008

VEB UBS

Ich möchte kein Klagen hören über die Verpolitisierung der UBS. Die Herren haben selber " Bern" um Hilfe gebeten. Zur Quittung mischt jetzt die politische Linke mit, meldet sich der zwangspensionierte Preisüberwacher, kritisiert eine aus der eigenen Partei ausgeschlosssene Bundesrätin den Grossen Vorsitzenden Kurer, worauf sich dieser artig entschuldigen muss. Heute geht es um unanständige Boni, morgen um den richtigen Hypozins, übermorgen um die einseitige Aufhebung des Bankgeheimnisses.

Immerhin ist die UBS noch kein volkseigener Betrieb, wie wir einen VEB aus der damaligen DDR kennen. Aber die Schweiz ist auch keine Diktatur. In einer Demokratie wird jede auch nur ansatzweise verstaatlichte Grossbank zum Spielball der politischen Kräfte.

You & Us: Ein Slogan wird Wirklichkeit.

Montag, 20. Oktober 2008

Invers

Pierre, ein alter Kumpel aus dem Journalismus, ruft mich an. Er freue sich, dass ich wieder einmal über "inverse Zinsen" schreibe. Das hätte ich doch früher auch getan. Er habe zwar nie ganz begriffen, was "inverse Zinsen" sind, aber er erinnere sich , dass ich damals nachträglich Recht bekommen habe.

Nun will ich kein Rechthaber sein, aber ich erkläre hiermit: Wenn ich heute ein Haus kaufe, möchte ich die Zinsen, die zur Zeit tief sind, möglichst lange "mitnehmen". Ich schliesse darum eine Festhypothek ab. Bei der Migros-Bank zahle ich für eine zeijährige 3,35 Prozent Zins, für eine zehnjährige 4,4 Prozent. Das ist normal, das ist wie bei einer Versicherung. Ich muss einen Aufpreis zahlen. Dazu bin ich bereit, weil ich dafür die Gerantie erhalte: 4,4 Prozent Zins während zehn Jahren.

Das zeigt: Im nationalen Hypothekarmarkt läuft alles normal. Hier sind die langfristigen Zinsen höher als die kurzfristigen. Anders auf den globalen Geld- und Kapitalmärkten: Dort herrscht ein Ausnahmezustand. Dort sind die kurzfristigen Geldmarktzinsen über die langfristigen Kapitalmarktzinsen hinaus geschossen. Dieses Überschiessen widerspricht der ökonomischen Logik. Dieses Überschiessen ist ein Ausnahmezustand, der nicht ewig andauern kann und auch nicht ewig andauern wird.

Das letze Mal erlebt haben wir einen solchen Ausnahmezustand in den 80er Jahren während der "Ära Lusser". Als Markus Lusser Präsident der Schweizerischen Nationalbank war, habe ich als aktiver Journalist die Quartale abgezählt, während denen die kurzfristigen Geldmarktsätze über die langfristigen Kapitalmarktsätze hinaus schossen. Um zu zeigen: Das muss sich normalisieren, je schneller um so besser.

Leider gibt es einen entscheidenden Unterschied: In der Ära Lusser waren die Zinsen "invers", weil Markus Lusser eine betont restriktive Politik ausprobierte. Er verknappte das Geld, kurzfristig. Daraufhin schossen die kurzfristigen Zinsen hoch, die langfristigen blieben unten. Das konnte geschehen, weil alle Leute wussten: Markus Lusser wird irgendwann, wenn er keine Angst mehr hat vor der Inflation, nachgeben - und seine Zügel lockern.

Heute erleben wir das Gegenteil. Heute sind die Zinsen "invers", weil die heutige Nationalbank eine expansive Poltik ausprobiert. Sie wirft Milliarden von Liquidität auf den Markt, kurzfristig. Trotzdem bleiben die langfristigen Zinsen unten.Das passiert,weil alle Leute ahnen: Bald wird die Nationalbank Angst bekommen: Angst vor der Inflation. Spätestens dann wird sie ihre Zügel anziehen.

Dann aber droht die wahre Krise. Nicht auf den Finanzmärkten, sondern in der Realwirtschaft.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Das Nationalbankziel

In den letzten Tagen schrieb ich mehrmals über die kurzfristigen Zinsen -den Libor-Drei-Monatssatz. Vermutlich haben alle gemeint, das sei eine rein technische Diskussion. Etwas für kleine Blogger.

Nun sehe ich in der Samstags-NZZ auf Seite 25, dass sich die seriöse Presse ebenfalls Sorgen macht. "Der Nationalbank läuft der Leitzins aus dem Ruder", lautet der Titel .

Oberstes Ziel der Nationalbank ist die Verhinderung von Inflation. Dieses Ziel will die Schweizer Nationalbank auf indirektem Weg erreichen: Sie gibt einen Leitzins vor - und hofft,der Rest ergebe sich von selbst.

Jetzt taucht just bei diesem Leitzins das Problem auf. Der Libor-Drei-Monatssatz solle "zwei bis drei Prozent" betragen, gab die Schweizer Nationalbank am Mittwoch vor einer Woche vor. Seit Tagen aber beträgt der Libor mehr als drei Prozent. Das sei "nicht plausibel", schreibt die NZZ.

Schlimmer: Die Nationalbank kann den Drei-Monats-Libor gar nicht direkt steuern. Der bildet sich auf dem freien Interbanken-Markt in London, welcher seit Monaten durch Liquiditätsspritzen aller Notenbanken mit Milliarden überschwemmt wird. Doch all das verpufft, weil sich die Geschäftsbanken selber nicht trauen und sich gegenseitig keine Kredite mehr geben.

Noch schlimmer ist: Der kurzfristige Libor ist, ob in Franken, Dollar oder Euro, inzwischen sogar höher als der Langfristzins, zu welchem sich überschuldete Staaten fröhlich weiter verschulden dürfen.

Ich wiederhole mich ungern, aber ich warne nochmals: Aus dieser Sackgasse führen nur zwei Auswege :

a) Die Nationalbank bringt den Leitzins unter Kontrolle - in das von ihr formulierte "Band zwischen zwei und drei Prozent". Je früher, desto besser.

b) Die langfristigen Zinsen steigen, steigen stark. Das jedoch werden nicht nur die überschuldeten Staaten, sondern auch einige private Unternehmen zu spüren bekommen.

Ich setze mal auf a).

Samstag, 18. Oktober 2008

The show must go on

Im neuen Economist, prominent platziert auf Seite 8, sehe ich das Inserat:

You & Us.
The world changes. Our commitment doesn't.

Im Text heisst es:

"...You can be sure that at UBS some things remain constant. Our adherence to the simple virtues of listening and unerstanding..."

Und so weiter & so fort.

Freitag, 17. Oktober 2008

Lord Keynes, vierte Folge

Am Tag 1 nach der Teilverstaatlichung der grössten Schweizer Bank herrscht Gelassenheit im ganzen Land. Von Economiesuisse bis Avenir Suisse: kein kapitalistisches Manifest von nirgendwo. Kein Ökonomieprofessor meldet sich zu Wort, nicht einmal Sivio Borner. Gerold Bührer, der in der Weltwoche von gestern eine Nonchalence von vorgestern an den Tag legte, sucht womöglich einen neuen Job.

Jetzt, da Profis und Journis die Rezession voraussagen, reagiere ich - Lord Keynes folgend - antizyklisch. Indem ich den Gedanken wage, dass ein neues Zeitalter angebrochen sein könnte. Drei Dinge nämlich fallen mir, auf: die Gelassenheit, die Ruhe, die Routine - bei mir selber und in meinem direkten Umfeld. Klar, die Leute auf der Strasse rufen aus, "die Volksseele kocht", wie es in solchen Momenten heisst. Aber einige andere haben offenbar gelernt, mit monetären Krisen umzugehen. Vielleicht kommt es auch diesmal nicht so schlimm heraus, wie es 1929 heraus gekommen war.

Im Oktober-Crash 1987 war ich auf Kreta. Ich kaufte die Financial Times und musste laut lachen: so stark waren die Kurse gepurzelt. Zwei Jahre später , im Oktober 1989, ich sass in Locarno auf der Piazza Grande und las die NZZ, durfte ich nochmals laut lachen. Darauf folgte der Zerfall der indonesischen Rupiah, die Dotcom-Blase, 9/11.Eine Krise nach der andern.

Was habe ich daraus gelernt? - Dass sich Unruhen von den Finanzmärkten zwar auf die Realwirtschaft übertragen. Aber nicht derart stark, dass in jedem Fall eine Massenarbeitslosigkeit ausbrechen muss wie in den 30er Jahren.

Gleichzeitig behalte ich - Lord Keynes folgend - die Zinsen im Auge . Wer sich heute für drei Monate Geld ausleihen will, muss einen höheren Zins bezahlen, als ein überschuldeter Staat, der sich auf zehn Jahre hinaus noch stärker verschulden will, als er heute bereits überschuldet ist. Diesen Gegensatz nennen Experten "invers", und inverse Zinsen können nie ewig invers bleiben. Die kurzfristigen Zinsen müssen auf kürzere Frist sinken und/oder die langfristigen Zinsen werden auf längere Frist steigen.Stark steigen. Am Ende werden die Staaten, die sich in Folge der Krise auf den Finanzmärkten und in Folge der Kriege im Irak und Afghanistan fröhlich weiter verschulden, die Steuern erhöhen, nur um Zinsen bezahlen zu können.

Preisfrage:

Kommt es

a) zur globalen Rezession?
b) zum neuen Zeitalter, in dem sich monetäre Krisen nie mehr auf die Realwirtschaft übertragen?

Zutreffendes bitte anstreichen!

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Nächste Folge

"When the facts change, I change my mind. What do you do, Sir?", fragte Lord Keynes.

Wenn die grosse UBS beim Staat anklopfte, steht die Krise vor der Tür. Zu gross ist die alt ehrwürdige UBS, um fallen gelassen zu werden.


Aber was habe ich kleiner Blogger davon?

Ich habe am 30. Mai zum Kurs von Fr. 25.40 hundert UBS-Aktien gekauft. Ich habe der UBS-Spitze vertraut, die damals den Eindruck erweckte, das Schlimmste sei vorüber. Heute bin ich klüger. Zum Beispiel darf ich den offiziellen Bericht der Eidg. Bankenkommission nachlesen, aus dem ich den Schluss ziehe, dass man am besten niemandem vertraut, schon gar nicht einem Schweizer Bankier. Sähe ich einen solchen aus dem Fenster springen , spränge ich diesem sicher nicht mehr hinterher. Denn es gibt dort kaum etwas zu verdienen.

Trotzdem werde ich meine hundert UBS-Aktien, die heute, am Donnerstag der lockeren Bundesmilliarden, auf 19 Franken pro Stück abgesackt sind, behalten. Solange Couchepin & Co. ihren Wählern - uns Steuerzahlern - vorgaukeln, dass wir am Ende gar nichts drauflegen werden, so lange glaube ich als Kleinaktionär an eine Gewinnchance. Schliesslich bin ich kein UBS-Bankier, der kein Risiko kennt.

Mein persönliches Risiko beträgt: 100 x Fr. 25.40 = Fr. 2540 .

Sonntag, 12. Oktober 2008

Lord Keynes (Fortsetzung)



Wenn die Fakten ändern, wechsle ich die Meinung. An dieses Motto von John Maynard Keynes will ich mich halten. Also rekapituliere ich, was ich am 8. Juli geschrieben und als "Megatrend" verkauft habe:

„Blicken ... wir auf die Zinsen, erfahren wir: ob kurz- oder langfristig, ob Euro, Dollar oder Schweizer Franken, alles ist stabil, alles normal, nichts invers“.



Das war einmal. Heute ist nichts mehr normal und stabil, heute sind die Zinsen, ob in Euro, Dollar oder in Schweizer Franken, invers. Es ist paradox: trotz der wiederholten Liquiditätsspritzen aller Notenbanken sind die kurzfristigen Zinsen höher als die langfristigen. Warum bloss?

Weil wir in eine Falle geraten sind, die man seit Keynes „Liquidity Trap“ nennt. , Der richtige Keynes erkannte,



"dass es Situationen gibt, in denen die Menschen aus psychologischen Gründen eine absolute Präferenz für Liquidität entwickeln. In einem solchen Fall sind die Zentralbanken machtlos. Sie können noch so viel Geld in die Wirtschaft pumpen – es gelingt ihnen nicht, den Zins zu drücken. Denn die privaten Akteure horten das Geld und halten dadurch den Zins hoch."

Genau das ist passiert, seit Neuem sogar in der Schweiz. Wie die oben eingefügte Grafik der Schweizer Nationalbank klar zeigt, schiessen die kurzfristigen Zinsen (Drei-Monats-Libor, grüne Kurve) seit einem Monat über die langfristigen Bundesobligatonen (blaue Kurve) hinaus.

Somit korrigiere ich meine Einschätzung vom 8. Juli: Das ist nicht mehr normal. Was sich hier abspielt, hat Lord Keynes einmal so umschrieben: „Eine Nationalbank kann die Pferde zum Brunnen führen. Aber saufen müssen die Pferde selber.“


And what do I do , Sir? Als kleiner Blogger schaue in den nächsten Wochen nicht mehr auf den SMI oder den Dow Jones, ich schaue auf die 3-Monats-Libor. So lange die kurzfristigen Sätze höher die die langfristigen übersteigen, bleibt die Lage Ernst.

Lord Keynes

Das Zitat des Tages finde ich im Leitartikel der NZZ von gestern. Es stammt von John Maynard Keynes, einem Ökonomen, der aus dem Börsenkrach von 1929 sofort die richtigen Schlüsse zog. John Maynard Keynes also sagte laut NZZ von gestern:

"When the facts change, I change my mind. What do you do, Sir?"

Derselbe Keynes übrigens mass die Lage der Konjunktur immer daran, wie dick die Samstagsausgaben der Zeitungen ausfielen. Die NZZ von gestern war nicht allzu dünn; demnach steht es um uns alle nicht allzu schlecht.


Fortsetzung folgt

Freitag, 10. Oktober 2008

Rechts verlinkt

Mit meiner Blogliste würde ich mich links positionieren, meint ein Besucher. Dabei möchte ich mich mit meiner Blogliste gar nicht positionieren, sondern auf drei, vier Blogs hinweisen, die mir linkwürdig erscheinen.

Müsste ich eine Liste mit den drei besten Rednern der Schweiz erstellen, würde ich wohl Moritz Leuenberger aufführen. Das heisst nicht, dass ich ihn für den besten Bundesrat der Schweizer Geschichte halte. Schriebe hingegen Christoph Blocher einen Blog, hätte er durchaus Chancen, in meiner Liste aufgenommen zu werden.

PS: Soeben habe ich auf meiner Blogliste (siehe rechts) einen vierten Namen hinzugefügt. Paul Krugman kommentiert das internationale Domino-Geschehen. Auch Paul Krugman muss nicht ewig auf meiner Liste bleiben. Der Zollikoner Klaus Stöhlker zum Beispiel war auch schon drauf. Ich habe ihn inzwischen entfernt. Nicht weil er mir als zu links erschien, sondern als zu wenig interessant.

Donnerstag, 9. Oktober 2008

War dann mal weg

Für vier Nächte nur. Keine Spur von Panik dort. Die Leute waren höflich, freundlich, mindestens so fröhlich wie in Zürich. Ich sah keinen einzigen Run auf keine einzige Bank. Löhne werden ausbezahlt, sonst würde nicht so eifrig konsumiert. Neue Bauten werden aus dem Boden gestampft, keine Lotterbuden. Andern Häusern sieht man den Lauf der Zeit etwas an, aber das ist keine Prise Krise, sondern eine Prise Romantik. Oliven werden geerntet, und zum Dank gab's am Sonntag eine Messe in der Kirche. Kreditkarten bleiben aktzeptiert. Aus den Bancomaten spukt es keine Franken. Aber 1 Euro ist weiterhin 1 Euro . Wirklich: keine Spur von Panik dort.

Samstag, 4. Oktober 2008

Rezession?

Man ist sich einig, vom Migros-Magazin bis zu Blick am Abend. Jetzt kommt die Rezession. In den USA, in der EU, sogar in der Schweiz.

Dabei wissen wir aus Erfahrung: Prognosen stimmen meistens nicht. Insbesondere dann nicht, wenn sie während stürmischen Börsen gewagt werden.1929 hat man die Auswirkung des Aktiencrashs auf die Realwirtschaft eher unterschätzt. 1987 und Ende der 90er Jahre eher überschätzt.

Ich bleibe optimistisch. Klar, Wachstumslokomotiven, das sind "die andern": China, Indien, Russland Osteueropa. Aber die Zeiten sind vorbei, da wir Schweizerinnen und Schweizer im hintersten Wagen des internationalen Wachstumszug fuhren oder gar abgehängt wurden.

Warum wächst die Schweizer Wirtschaft wieder? - Die These des Think Tanks Avenir Suisse ist weder neu noch originell. Aber die Personenfreizügigkeit mit der EU sorgt dafür, dass jederzeit neue, gut ausgebildete und hoch motivierte Ausländer in der Schweiz arbeiten dürfen. Zudem wird oft übersehen, dass die Steuern in vielen Kantonen und Gemeinden in den letzten fünf bis zehn Jahren gesenkt wurden, teilweise massiv. Davon profitiert haben nicht nur "die Reichen", sondern auch viele Familien mit Kindern. Die Zinsen sind ebenfalls tief, und sie dürften, dank der Politik der Zentralbanken, tief bleiben.Auch an der Lohnfront zeichnet sich Positives ab: Die Kaufkraft wird steigen, da gewisse Löhne in gut laufenden Branchen zulegen - was sich die Arbeitgeber locker leisten können, so lange die Löhne eben nur in den gut laufenden Branchen ansteigen.

Nein: wir dürfen das Migros-Magazin und den Blick am Abend dorthin entsorgen, wo solche Blätter hingehören: ins Altpapier.

Dienstag, 30. September 2008

Rettung

Das staatliche Paket im Umfang von 700 Milliarden Dollar, welches die amerikanischen Finanzmärkte vor dem Untergang hätte bewahren sollen, ist am Scheitern.

Was ist deswegen zu befürchten?

Bis heute, 15.3o Uhr MEZ, reagieren die Börsen ruhig und gelassen. So gelassen, dass dass wir die Ruhe zum Anlass nehmen dürfen, über staatliche Rettungen im Allgemeinen und im Besonderen nachzudenken. In den meisten Fällen nämlich stellt sich nachträglich heraus, dass solche Aktionen gar nie nötig gewesen wären.

In diese Kategorie gehört ganz sicher die angebliche "Rettung" der Swissair. Denn erstens war die Rettung gar nicht gelungen. Und zweitens ist die Schweiz trotzdem nicht untergegangen. Heute anerkennen wohl alle Leute von links bis rechts, dass es keine nationale Fluggesellschaften braucht, nur damit Zürich mit Singapur, New York oder Shanghai verbunden bleibt. Es gibt genügend andere Unternehmen, die diesen Service gerne übernehmen.

Eine Bank ist selbstverständlich etwas anderes als eine Airline. Jede Bank geht unter, sobald die Leute beginnen, die Schalterhallen zu stürmen und ihr Geld abzuholen. Jede Bank überall auf der Welt. Zum letzten Mal live miterlebt haben wir das hier zu Lande beim Untergang der Spar- und Leihkasse Thun.

Die Schweiz ist deswegen nicht untergegangen.

Aber wir sollten nicht übersehen, dass es damals tatsächlich, wie in jedem Lehrbuch beschrieben, zu einem Beben mittlerer Stärke kam, das zu unserem Glück auf den Raum Thun im Berner Oberland begrenzt blieb.


Das wäre bei der UBS anders. Ginge die gigantische UBS unter, käme es zu einem Domino-Effekt , der die ganze Schweizer Volkswirtschaft mit in den Abgrund zöge.

Was wir dieser Tage erleben, ist nicht der Untergang des Kapitalismus und schon gar nicht der Untergang der Marktwirtschaft. Es ist nicht "zu viel" Konkurrenz, die uns Angst machen muss. Sondern im Gegenteil, es ist "zu wenig" Wettbewerb. Gäbe es noch einen Bankverein, eine Bankgesellschaft, eine Volksbank, eine Bank Leu , könnten wir vielleicht zusehen, wie einzelne Institute ins Strudeln geraten. Aber so ist es leider nicht . Inzwischen haben wir auf der einen Seite der Strasse die UBS, auf der andern Seite die CS. Und beide dieser Grossbanken sind so gross, dass wir keine von beiden untergehen lassen können.

Sonntag, 28. September 2008

Hillary & Silvia

Was kann die Schweiz von den Clintons lernen? Dass hinter starken Exekutivpolitikern oft eine starke Ehefrau steht.

In den USA hat Bill ein ganzes Dossier seiner Hillary übergeben. Es ging um Gesundheit und Krankenkassen. Hillary war wenig erfolgreich, aber das wollte nichts heissen. Hillary hat trotzdem einen ziemlich langen Kampf um die jetzige Präsidentenkandidatur hingelegt.

In der Schweiz hat Christoph Blocher, ein zweifellos exzellenter Exekutivpolitiker, ebenfalls ein ganzes Dossier seiner Frau übergeben. Es geht um Bildung und Erziehung. Silvia war, wie die heutige Volksabstimmung in Luzern zeigt, sogar erfolgreich, was ich persönlich bedaure. Luzern war zwar erst ein Testlauf, aber eben doch: Ein Testlauf.

Bald nämlich stellt sich die Frage, welche Person die SVP für die Schmid-Nachfolge aufstellen soll. Sicher ist zur Zeit, dass Blocher, Christoph Blocher, wenig Aussichten hat auf eine erfolgreiche Wahl. Aber vielleicht kommen Toni & Co., die verzweifelt nach einem Ausweg suchen, nun auf eine Idee - und sie lancieren Silvia!

Samstag, 27. September 2008

Das zweite Tausend

Ich begrüsse den 2000. Besucher. Willkommen im Blog!

Rückschau
7. April: Ein erster Versuch
23. Juli: Das erste Tausend

Freitag, 26. September 2008

Vom Steuer- zum Schulwettbewerb


Bevor die Luzerner innen und Luzerner dieses Wochenende abstimmen, erlaube ich mir als Baselbieter, der in Zürich wohnt, ein Wort zur angeblich "zentralistischen" Übung Harmos:

Mit diesem Schritt würden nationale Bildungsstandards eingeführt. Wie die Kantone diese Standards erreichen, bleibt ihnen selber überlassen. Entscheidend ist, dass diese Standards definiert werden, damit die Bildungsforscher anschliessend messen können, wie gut die einzelnen Kantone abschneiden. Im schlechten wie im guten Fall müssen sich die einzelnen Erziehungsdirektoren vor ihren kantonalen Wählerinnen Wählern rechtfertigen. Insofern handelt es sich bei Harmos um eine urschweizerisch föderalistische Übung.

Mit etwas Glück entsteht ein eidgenössischer Wettbewerb analog zum Steuerbereich. Dort stehen Zug und Schwyz an der Spitze, im schulischen Bereich wird es vielleicht der Aargau sein oder auch Luzern. wer weiss das heute schon.

Der internationale Schulwettbewerb jedenfalls hat dazu geführt, dass sich seit den Pisa-Resultaten, erfasst von internationalen Bildungsforschern, auch die hiesigen Bildungspolitiker ihre Gedanken darüber machen mussten, warum die Schweizer Volksschule so mies dasteht. Eine Lehre, welche die kantonalen Erziehungsdirektoren daraus gezogen haben, besteht darin, dass Schweizer Schüler "zu spät" in die Schule gehen, besonders in der Deutschschweiz. Dieser Nachteil soll nun dank Harmos endlich behoben werden.

PS: Ich hätte nicht geweint, wenn ich schon mit 4 hätte zur Schule gehen müssen. Und meine Kinder hätten auch nicht geweint, wenn sie schon mit 4 hätten zur Schule gehen dürfen.

Mittwoch, 24. September 2008

Migros-Marken-Salat (2)

Heute stand ich durstig vor dem Migros-Getränke-Regal. Ich suchte Mivella blau, weil mir Mivella blau so gut schmeckt, besser noch als Rivella blau - während ich Mivella grün bis jetzt nie so gut fand wie Rivella grün. Also wollte ich Mivella blau. Aber es gab keines. Die Migros, sagte mir der Filialleiter des hiesigen Ladens, führe kein Mivella mehr, sondern nur noch Rivella. Das genau gleiche wie drüben bei Coop.

Kaufe ich Hartweizen-Teigwaren, habe ich in Italien die Wahl zwischen Agnesi und andern Top-Marken , praktisch in jedem Laden. In der Schweiz finde ich bei der Ex-Libris-Mutter Migros die Marke Agnesi, während andere Supermärkte auch andere Marken führen. Drüben bei Coop gibt's zum Beispiel Barilla.

Bestelle ich meine Teigwaren im Inernetladen der Migros, der merkwürdigerweise "Le Shop" heisst, so finde ich dort keine Agnesi, dafür Barilla wie drüben bei Coop. Bestelle ich diese hingegen bei der Migros-Tochter "Le Shop", erhalte ich Cumulus-Punkte wie diesseits bei der Migros.

Dienstag, 23. September 2008

Im Koma

Heute Morgen lese ich im Kommentar des Tages-Anzeigers auf Seite 1im ersten Satz:

"Hans-Rudolf Merz muss zum Glück nicht mehr unbedingt um sein Leben bangen."

Ich frage mich: Muss man unbedingt selber im Koma gelegen sein, um sich ausmalen zu können, dass man im Koma liegend gar nichts mehr muss? Weil man dann nichts mehr kann. Nichts mehr hören, nichts mehr sehen, nichts mehr denken, nichts mehr fühlen.

Hans-Rudolf Merz also müsste , selbst wenn er könnte, "nicht unbedingt" bangen. Und wenn er bangt, "nicht unbedingt" um sein Leben. Er Er könnte ja auch einfach träumen. Hoffentlich von etwas Schönem.

Lesen kann er sicher nicht. Noch nicht. Und wenn er es wieder lernt, muss er zum Glück nicht unbedingt mit dem Tages-Anzeiger auf Seite 1 mit dem ersten Satz beginnen.

Freitag, 19. September 2008

Rettung

Das Paket im Umfang von 700 Milliarden Dollar, das die amerikanischen Finanzmärkte vor dem Untergang hätte bewahren sollen, ist vorerst gescheitert. Was bedeutet das ? Dass die amerikanischen Finanzhäuser wie Domino-Steine eines nach dem andern umfällt?

So, wie es heute, 15.00 Uhr MEZ aussieht, nicht. Zumindest die europäischen Börsen reagieren gelassen, sogar der Kurs der UBS ist sachte am Stiegen; dabei hätte doch gemäss hiesigen Kommentatoren gerade die UBS davon profitieren sollen, dass ihnen die amerikaischen Steuerzahler unter die Arme greifen.

Ich denke, wir dürfen wir den heutigen Tag zum Anlass nehmen, über Rettungen durch den Staat nachzudenken. Denn mit grösster Wahrscheinlichkeit werden solche Aktionen generell überschätzt.

Sicher wären einige gar nie nötig gewesen wären. In diese Kategorie gehört die angebliche "Rettung" der Swissair. Die Schweizer Politiker versuchten alles und baten die Schweizer Steuerzahler, ohne es ihnen direkt zu sagen, zur Kasse. Zu allem Übel ging dann die Swissair trotzdem unter.

Doch die Schweiz, sie ging deswegen nicht unter. Inzwischen sehen wir doch alle, dass es gar keine nationale Fluggesellschaft brauacht, um Zürich mit Singapur oder New York zu verbinden. Es gibt genügend andere Fluggesellschaften, die diesen Service gerne übernehmen.

Eine Bank ist selbstverständlich keine Fluggesellschaft, der Finanzplatz spielt für das Land eine ganz andere Funktion als die internationale Verkehrsanbindung. Eine Bank geht unter, sobald die Leute anfangen, in die Schalterhalen zu stürmen, um ihr Geld abzuheben. Jede Bank geht unter, wenn dieser Prozess einsetzt. Jede Bank der Welt.

Zum letzten Mal live gesehen wir das bei der Spar- und Leihkasse Thun.Die Leute standen Schlange, die Bank ging unter.

Aber die Schweiz nicht. Und so gesehen stellt sich tatsächlich die Frage, was passieren würde, wenn sogar die UBS unterginge? Würde dann so wenig wie damals, als die Spar- und Leihkasse Thun unterging?

Wohl kaum. Schliesslich ist im Fall Thun nicht nichts passiert. Sondern es geschah, was in jedem Lehrbuch nachzulesen ist. Bricht eine lokale Bank zusammen, hat das Auswirkungen auf die übrige Wirtschaft. Es kam zum lokalen Domino-Effekt rund um Thun im Berner Oberland.

Was auch immer geschieht, vergessen wir nie: Die UBS ist so zentral für die ganze Volkswirtschaft, dass wir einem solcen Schauspiel hoffentlich nie tatenlos zusehen müssen. Und es wäre gut, wenn die Politiker heute schon die richtigen Konsequenzen aus dieser Sachlage ziehen: indem sie für mehr Wettbewerb unter den Banken sorgen. Die Fusionen der Bankgesellschaft und des Bankvereins zur UBS, die Übernahmen der Volksbank und der Bank Leu durch die Credit Suisse - solche Prozesse wären besser nicht geschehen.

Und so gesehen ist es auch nicht der Kapitalismus, der in diesen Tagen abdankt, und schon gar nicht der Wettbewerb. Im Bankenssektor herrscht sicher nicht "zu viel" Wettbewerb - sondern leider "zu wenig". Die heutigen Grossbanken sind schlicht und einfach zu gross, als dass man sie untergehen lassen könnte.

Dienstag, 16. September 2008

Black Tuesday

Man könne die Eigendynamik, ist sie einmal voll in Gang gekommen , nie richtig einschätzen, meinte ich gestern. Und heute?

Sage ich genau dasselbe. Ich habe am 30. Mai, wie hier berichtet,100 UBS-Aktien zum damaligen Kurs von Fr. 25.40 gekauft; ich halte sie immer noch. Ich werde diese 100 Aktien sogar behalten, falls der Kurs unter 10 Franken fällt. Dann werde es vielleicht kritisch, meint Professor Manuel Ammann von der Hochschule St. Gallen heute. Sicher, dann wird es kritisch für den Finanzplatz Schweiz. Aber nicht kritisch für mich.

Wer in Geldsachen darauf achtet, selbst im Worst Case kühlen Kopf bewahren zu können, macht nichts Falsches. Klar sollte man, wenn immer möglich, Aktien nicht gerade dann kaufen, wenn auch Hausfrauen Aktien kaufen. Am 30. Mai jedoch kauften Hausfrauen eher keine UBS-Aktien, sondern ich. Weil ich dachte, dass "das Gröbste nun überstanden" sei.

Heute , am Schwarzen Dienstag, befolge ich eine andere Börsenregel: Man soll, wenn immer möglich, Aktien nicht gerade dann verkaufen, wenn auch Profis ihre Aktien verkaufen. Gestern und heute haben es die Profis getan. Dabei könnten sie aus der Wirtschaftsgeschichte lernen: Werfen die Profis ihre Aktien auf den Markt, sollte der Laie eher kühlen Kopf bewahren - Auf lange Sicht sind wir zwar alle tot, aber auf lange Sicht wird nicht jedes Schweizer Traditionsunternehmen so enden wie die Swissair.

Montag, 15. September 2008

Black Monday

Heute wurde so viel Geld vernichtet wie wohl noch nie an einem Tag zuvor. Wie konnte so etwas passieren?

Um das zu begreifen, muss man zuerst begreifen, wie der umgekehrte Fall abläuft: Die ganz normale alltägliche Geldschöpfung. Das ist ein komplexer Vorgang zwischen Banken und Kunden, Banken und Banken, Banken und Zentralbanken.


Heute ist dasselbe mit umgekehrten Vorzeichen abgelaufen: Heute kam es zur Geldvernichtung. Auch das ist ein komplexer Vorgang zwischen Banken und Kunden, Banken und Banken, aber weil es es am Ende zu unserem Glück Zentralbanken gibt, wird das globale Finanzsystem deswegen nicht einbrechen. Heute nicht, morgen nicht, und übermorgen hoffentlich auch nicht.

Das ist übrigens auch der Grund, warum selbst liberale Ökonomen, die sonst am liebsten alles dem Markt überlassen möchten, von der Elektrizitätsversorgung bis zum Gefängniswesen, warum selbst diese radikalen Theoretiker eine grosse Ausnahme machen: Bei den Zentralbanken. Die Zentralbanken sollen, so weit herrscht unter Ökonomen Konsens, für immer und ewig unter staatlicher Kontrolle bleiben. Denn das Finanzsystem, so sehen wir heute Montag, braucht eine Art Notfallstation. Einen Lender of Last Resort, der für die nötige Liqudität sorgt und damit auch für die Geldwertstabilität.


Klar, heute ist sehr viel Geld vernichtet worden. Geld, so wissen wir alle, ist dank dem Wirken von Zentralbanken zwar mehr Wert als das Papier, auf dem es gedruckt wird. Aber es war trotzdem "nur" Geld, das heute vernichtet wurde.

Ebenso klar ist, dass ich vorsichtig sein müsste, bevor ich das Ende der jetzigen Finanzkrise ausrufe. Sowohl beim Prozess der Geldschöpfung wie beim Prozess der Geldvernichtung setzt eine Eigendynamik ein, die in ihrer Kraft schwer einschätzbar ist. Aber so, wie es heute Abend, 16.50 MEZ aussieht, würde ich meinen: Die Zentralbanken haben ihren Job getan. Sie haben aus 1929 ihre Lehren gezogen. Danke!

Mittwoch, 10. September 2008

Tschau Sämi

"Tschau Sämi", würden Jasser sagen und fröhlich weiter spielen. Die nächste Karte legen die SVP-ler aus. Sagen Sie "Blocher oder keiner", spielen sie einen Trumpf, der nicht sticht. Dann wählen die CVPler, FDPler, SPler und die Grünen nämlich "keinen" resp. keinen SVP-ler, sondern einen CVPler.

Variante zwei: Sagen die SVPler, wie es den üblichen Bundeshausregeln entspricht, "Blocher oder ein Zweiter", dann wird die zweite Person gewählt, die mit Nachnamen Maurer, Spuhler, Fuhrer oder Zuppiger heisst.

Mit dieser Variante hätte Frau Widmer-Schlumpf weiterhin keine Partei mehr hinter sich, aber immerhin einen halben Kollegen oder eine halbe Kollegin an ihrer Seite. Dies passt den SVPlern gar nicht ins Konzept , darum spielen sie wohl Variante eins.

PS: Gestern sah ich den Club am TV mit Altbundesrätin Kopp. Für mich war's amüsant. Und falls auch Sämi dieser Runde zugeschaut hat, wird er heute morgen noch den letzten Trumpf ziehen. Indem er an der Bundesratssitzung alle Karten auf den Tisch legt und dann abtritt.



Tschau-Sepp-Jassregeln

Dienstag, 9. September 2008

Migros-Marken-Salat


Lebensmittel kaufe ich gewöhnlich bei der Ex-Libris-Mutter Migros, inkl. Zahnpasten. Gestern stand ich vor dem Regal und sah: Jetzt führt Migros auch Elmex. Abends las ich im Migros-Mmagazin, wie phantastisch die grüne Elmex Sensitive sein soll. Ich dachte kurz, ob ich von Candida Sensitive zu Elmex Sensitive wechseln soll.

Heute morgen hatte ich einen Termin bei meiner Dental-Hygienikerin. Sie bestätigte mir: Elmex sei super, mit Ausnahme der grünen Elmex Sensitive. Diese Paste gebe Verfärbungen an den Zähnen. Das beste Produkt auf dem Markt sei immer noch Candida Sensitive. Sie wisse zwar, das sei "nur" eine Migros-Marke. Aber es gebe wissenschaftliche Studie, die zeigten, wie gut Candida Sensitive wirke.

Jetzt frage ich mich: Warum pusht Migros Elmex, wenn Migros bessere und billigere eigene Marke im Sortiment führt?

Dienstag, 2. September 2008

Pro Helvetia

Die Kulturstiftung Pro Helvetia möchte die Kultur in der Schweiz fördern. Schön. Darum fördert sie auch Schweizer Buchverlage. Noch schöner. Dieses Jahr hätten gemäss Ausschreibung "unabhängige Schweizer Literaturverlage" profitieren sollen.

Der Hauptpreis in Höhe von 75'000 Franken ging an:

Nagel & Kimche, eine 100 prozentige Tochter des deutschen Grossverlags Hanser .

Okay, jetzt kann man mir vorwerfen, ich sei frustriert, dass unser kleiner Echtzeit Verlag, der sich um die Nebenprämie in Höhe von 25'000 Franken "speziell für Nachwuchsverlage" beworben hat, leer ausgegangen ist. Dabei wissen wir sehr wohl: Vielen andern ging es gleich. Kein & Aber, ein schon etwas grösserer, trotzdem unabhängiger Schweizer Verlag, hat ebenfalls kein Geld erhalten. Aber die Leute dort erwägen nun, bei der Pro Helvetia "Beschwerde einzureichen".

Freitag, 29. August 2008

Politisch korrekt Geld Verlieren

Neulich klagte mir eine Frau: Sie habe ein kleines Vermögen geerbt, verwaltet vom UBS Wealth Management , was hohe Gebühren koste, wenig Rendite einbringe und wohl den Raubbau an unserem Planeten fördere

Was habe ich dieser Frau geraten?

Sie solle die Sache selber in die Hand nehmen und Acht geben, dass die Bankiers wenigstens auf die Umwelt
Acht geben. Dazu braucht man keinen Vermögensverwalter, solche Fonds findet man unter Titeln wie Green Fonds oder Nachhaltigkeitsfonds selber.

Die Reiffeisen-Gruppe zum Beispiel bietet eine ganze Palette an, wobei Futura Swiss Stocks in letzter Zeit sogar vorzügliche Renditen erzielt hat. Wer geografisch stärker diversifizieren will, wähle Futura Global Stock. Dieser Fonds ist in letzter Zeit schlechter gelaufen, hat also, wie Vermögensverwalter sagen würden, "Aufholpotenzial". Wer sein Geld politisch ganz korrekt anlegen will, dem empfehle ich einen neuen Fonds der ZKB, der vom WWF kontrolliert wird.


Sicher ist, dass man so oder so, ob mit UBS oder ohne UBS, ob mit WWF oder ohne WWF, sowohl Geld verlieren als auch Geld gewinnen kann. Aber es gibt Leute, die schlafen ruhiger , wenn sie wissen, dass ihr Geld nicht in Kinderarbeit, nicht in Atomkraft, nicht in die Waffenproduktion und nicht in Gentechnologien fliesst.

Mittwoch, 27. August 2008

Politisch korrekt Limonade trinken


Lebensmittel kaufe ich gewöhnlich bei der Ex-Libris-Mutter Migros. Meist sind sie billig, oft gut. Zuerst schaue ich immer aufs Eticket: Gibt's eine Bio-Variante, wähle ich diese.

Gestern stand ich durstig vor dem Getränkeregal. Ich sah eine Pet-Flasche Limo mit einer frisch geschnittenen Orange auf dem Bild. Dazu das gelb-grüne Bio-Label mit dem Titel "Limo" und dem Zusatz "Orange/Ingwer". Etwas kleiner gedruckt: "mit natürlichem Orangen-Ingwer-Aroma".

Ganz klein gedruckt steht, was wirklich aus Bio-Produktion stammt: Invertzuckersirup, Zucker, Gerstenmalzextrakt, färbendes Holundersaftkonzentrat.

Ist das ein typischer Fall von Etikettentschwindel?

Im Gegenteil. Auf der Etikette ist lückenlos notiert, was drin und was Bio ist . Die frischen Orangen nämlich , die fotografisch auf der Etikette abgebildet sind, können gar nicht aus Bio-Produktion stammen. Schliesslich hat es gar keine Orangen drin.

Aber die Limo schmeckt hervorragend!

Dienstag, 26. August 2008

Politisch korrekt Bücher kaufen


Heute unterbreite ich allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs ein Sonderangebot für das neue neue, phantastische Buch des Echtzeit Verlags. Praktisch so billig wie bei Ex Libris, günstiger als in manchen andern Buchhandlungen, inkl. Lieferung und Verpackung.Leute, die dieses Angebot nutzen, handeln sogar politisch korret. Sie fördern weder Grosshändler, Kleinhändler noch Zwischenhändler. Sie zahlen ihr Geld denjenigen, die das "Kulturgut Buch" herstellen:dem Buchverlag. Direkt.

Ex Libris oder Marianne Sax?

Marianne Sax, Präsidentin der Schweizer Buchhändler, freut sich, dass eine Kommission des Nationalrats die Aufhebung der Buchpreisbindung kurz nach Einführung doch noch verhindern will.

Nun bin ich in dieser Frage Partei: Ich führe zusammen mit den beiden Basler Art Direktoren Wendelin Hess und Beat Müller den Buchverlag Echtzeit. Wir haben von der Aufhebung der Buchpreisbindung bisher wenig gespürt, auf jeden Fall nichts Nachteiliges. Statt eines fixen Buchpreises empfehlen wir nun einen Ladenpreis, an den sich gewisse Händler halten, andere nicht.

Resultat: Ex Libris verkauft unsere Bücher etwas billiger als Marianne Sax, die in Frauenfeld einen Buchladen führt. Für uns jedoch macht es keinen Unterschied, ob die grosse Ex Libris oder die kleine Frau Sax unsere Bücher verkauft- wir erhalten von beiden gleich wenig: exakt 46,5 Prozent des von uns empfohlenen Ladenpreises. Der grössere Rest verschwindet beim Auslieferer, beim Barsrortiment oder eben beim Buchhändler, der Buchhändlerin.

Gretchenfrage: Gerät das "Kulturgut Buch" in Gefahr, wenn Ex Libris mit billigeren Preisen dafür sorgt, dass in der Schweiz insgesamt mehr Bücher verkauft werden?

Mittwoch, 20. August 2008

Gruss aus Iseltwald



Niemand sieht, von wo aus ich eine E-Mail versende oder meinen Blog schreibe. Wir sind Nomaden im Netz: Mal hier, mal dort, drahtlos angeschlossen an die Welt, immer und überall.

Zur Zeit bin ich ich in einem Fischerdorf im Berner Oberland am Brienzersee, in dem noch ein einziger Fischer lebt. Und der fischt die Felchen nicht mehr aus dem Brienzersee, sondern aus dem See weiter unten: dem Thunersee.

Schön ruhig hier, mal abgesehen vom Höllenlärm, den die Kampfjets der Schweizer Armee veranstalten. Aber sonst: idyllisch.

Jeden Vormittag gehe ich für eine halbe, maximal eine Stunde in eine lauschige Gartenbeiz direkt am Brienzersee, in dem es bald keine Fische mehr gibt. Selbst wenn es nieselt wie heute, setze ich mich für eine halbe, maximal eine Stunde unter die Bäume. Warum?

Weil es in dieser Gartenbeiz ein Wireless Lan gibt.

Auf diese Weise habe ich erkannt. Es genügt vollends , wenn man eine halbe, maximal eine Stunde online ist. Man kann die übrige offline arbeiten. Im schlimmsten Fall verstreichen dann 48 Stunden , bis man reagiert. So viel Bedenkzeit darf sein, so viel Bedenkzeit muss sein. Unanständig wird es erst, wenn man sich wochen- oder monatelang ausklinkt.

Montag, 11. August 2008

Heilig, unheilig, scheinheilig

Von FDP-Präsident Fulvio Pelli bis zu Oberlehrer Adolf Muschg: alle reden von "unheiligen" Allianzen, welche die angeblich hehren Schweizer "Institutionen" angreifen.

Was ist konkret zu befürchten?

Nichts. Politik wird zum Glück nicht in der Kirche gemacht. sondern in Parlamenten, Regierungen, Volksabstimmungen. Man formuliert Ziele, versucht, diese Ziele zu erreichen - indem man die jeweils nötigen Mehrheiten schafft. Ob diese Mehrheiten durch "heilige" oder "unheilige" Allianzen zu Stande kommen, ist - man entschuldige den Ausdruck - "scheissegal".

Erstes Beispiel: die real leider immer noch existierende Schweizer Armee. Würde diese endlich abgeschafft, könnte der Staat abspecken und eine zum Glück sinnlos gewordene Milliarden-Ausgabe streichen. Müsste die Schweizer Wirtschaft keine weiteren jungen Männer mehr gratis zur Verfügung stellen, damit diese in der Armee einen sinnlos gewordenen Dienst leisten.

Zweites Beispiel: Die radikale Vereinfachung der Mehrwertsteuer. Offensichtlich bildet sich auch hier eine "unheilige" Opposition von SP & SVP.Aber das ist noch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Finanzminister Hans Rudolf Merz muss einfach andere Verbündete angehen: etwa den Wirtschaftsverband Economiesuisse, Ökonomieprofessoren oder gar die Eidg. Treuhandkammer.Mit welcher Koalition Merz die Mehrheit schafft, ist - schon wieder- "scheissegal".

Dasselbe beim dritten Beispiel: bei der einseitigen Einführung des "Cassis-de-Dijon-Prinzips" mit der EU. Diesmal tritt die SVP zusammen mit schutzbedürftigen einheimischen Produzenten, an. Nur: Dagegen hilft das "Duschen mit Doris"-Prinzip. Findet Doris Leuthard die richtigen Partner , wird sie die Abstimmung gewinnen, da bin ich mir ziemlich sicher, Schliesslich werden wir Konsumentinnen und Konsumenten - also wie alle - von fallenden Preisen profitieren.

Summa summarum sehe ich für die Schweiz drei kleine Schritte zu Reformen, die zusammen einen gewaltigen Wachstumsschub auslösen werden:

1. die längst fällige Abschaffung der Schweizer Armee
2. die einseitige Einführung des Cassis-de-Dijon-Prinzips mit der EU
3. die radikale Vereinfachung der Mehrwertsteuer â la Merz.

Nun gilt es , die Gunst der Stunde zu nutzen, für eine jede diese drei Reformschritte eine "heilige" oder auch "unheilige" Allianzzu schmieden und damit die nötigen Mehrheiten zu schaffen.

Freitag, 8. August 2008

Der Economist-Index


Ein Big Mac von Mac Donalds ist ein Big Mac von Mac Donalds. Überall auf der Welt. Aber er kostet nicht überall gleich viel. Darum publiziert die Zeitschrift Economist regelmässig den Big-Mac-Index. Resultat. Viel teurer als in den USA ist ein Big Mac in der Schweiz. Noch teurer ist ein Big Mac nur in Norwegen und Schweden.


Geämss der ökonomischen Theorie der Kaufkraftparität sollte der Wechselkurs dafür sorgen, dass gleiche Güter umgerechnet etwa gleich teuer sind. NGemäss Big Mac-Index wäre der Schweizer Franken gegenüber dem Dollar gegenwärtig um 78 Prozent überbewertet.

Das gleiche Spiel liesse sich mit der Zeitschrift Economist selber treiben. Ein Economist ist ein Economist. Überall auf der Welt erscheint er in der selben Sprache (englisch), überall mit den gleichen Fotos, den gleichen Artikeln, den gleichen Inseraten. Aber er ist nicht überall gleich teuer.

Umgerechnedt in Schweizer Franken kostet eine Ausgabe

der Euro-Zone der EU: SFr. 8.46

in Schweden: SFr. 8.67

in Norwegen: SFr. 9.97

in der Schweiz: SFr. 10.00

Noch teurer als in der Schweiz ist ein Economist in Teschechien: SFr. 10,05

Sind die überhöhten Schweizer Preise ein Fall für den Eidg. Preisüberwacher? Kaum. Viel eher wäre es ein Fall für die Wettbewerbskommission. Der freie Schweizer Kiosk-Markt wird bekanntlich beherrscht von einer grossen Firmengruppe: der Valora Holding. Sie kann offensichtlich hohe Margen realisieren.

Disclaimer: Alle Zahlen ohne Gewähr. Umrechnungen gemäss Online-Dienst


Dienstag, 5. August 2008

Was wäre, wenn?



Was wäre, wenn ich den Wettbewerb des NZZ-FOLIO gewänne?

Es wäre der Beweis, dass es echte Chancengleichheit nicht gibt. Dieser Wettbewerb wurde ausgeschrieben für alle – für die unzähligen Sonntagsschreiber und Montagsblogger im Land. Damit sie eine Chance haben, auch einmal in einem edlen Magazin abgedruckt zu werden.


Ich hingegen bin ein Profi, der es früher einmal geschafft hat, drei, vier Artikel im NZZ-FOLIO zu platzieren.- Warum ich jetzt trotzdem an diesem Wettbewerb teilnehme? Zu therapeutischen Zwecken. Ich habe zwei Hirnschläge erlitten und einen epileptischen Anfall. So etwas passiert schnell, so etwas kann jedem passieren. Hat man Glück wie ich, erwacht man aus dem Koma und ist ein neuer Mensch, der lernt: Der Mensch ist lernfähig. Und muss er etwas zum zweiten Mal lernen, geht es sogar schneller als beim ersten Mal. Es gibt zweite, dritte, vierte Chancen.



"Übung macht den Meister", diktierte mir die Therapeutin vor neun Monaten. Ich kam mir vor wie im Seniorenkurs zum SMS-Schreiben. Aber inzwischen klappt der Umgang mit Worten, ob schriftlich oder mündlich, recht gut. Schwieriger ist es mit Zahlen. Ganz schwierig wird es, wenn die Zahlen neben Linien stehen. Muss ich einer Linie, aus der ein loser Knoten wird, mit dem Kugelschreiber hinterher fahren, verliere ich den Faden. Aber ich übe. Noch bin ich zu 100 Prozent arbeitsunfähig, doch voller Zuversicht, dass ich bald wieder ganz normale Artikel veröffentlichen werde. Und sei es nur zum Beweis, dass es keine echte Chancengleichheit gibt im Rahmen des "Was-wäre-wenn?"-Leserwettbewerbs im NZZ FOLIO.


Donnerstag, 31. Juli 2008

Zum 1. August


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich verspreche, dass ich nie eine 1. August-Rede halten werde. Ich eigne mich nicht für staatsmännische Exkursionen ins Allgemeine.

Zu aktuellen Lage fällt mir konkret ein:

Nef war mehr als eine Akte.

Schmid ist noch Bundesrat, aber nicht mehr lange.

Blocher wird nie mehr Bundesrat sein, selbst wenn Schmid Platz gemacht hat. Und falls Blocher weiterhin schmollt und nicht endlich souverän – ja: staatsmännisch! - auf seine Abwahl reagiert, werden wir einen der schnellsten und steilsten Abstürze in der Geschichte der Schweiz erleben.

Montag, 28. Juli 2008

Muschges Gekuschel

Am vergangenen Freitag überflog ich einen Artikel von Adolf Muschg im Tages-Anzeiger. Ich regte mich kurz auf, bis ich beschloss: Ich bleibe ruhig und schreibe nichts.

Heute überflog ich den Artikel nochmals. Ich regte mich wieder kurz auf. Ob Bankgeheimnis, UBS oder Armee – Muschg sieht die „Schweizer Identität“ in Gefahr. Den Bundesrat konserviert er gar als „Institution“, die – ich zitiere – „Respekt“ verdiene.

Dann freute ich mich. Denn Muschg ist vielleicht ein Moralist, aber zum Glück keine moralische Autorität, wie zum Beispiel Max Frisch eine war, immerhin einer der Ersunterzeichner der Initiative zu einer Schweiz ohne Armee. Muschg's heutiges Kuscheln mit der Macht (Nef, Schmid & Kompanie) hat hingegen jene Reaktion ausgelöst, die es verdient: gar keine.

Schreibt der hohe Literat Sätze wie: Die Banken seien längst nicht mehr „unsere“ Banken, dann frag' ich kleiner Blogger mich: Wann zum Teufel waren die Schweizer Banken „unsere“ Banken ? Und kommt der Chefdenker zum Ende , die militärische Landesverteidigung habe in ihrer noch bestehenden Form etwas Müssiges, Überflüssiges, dann lob’ ich mir den Kolumnisten Christoph Mörgeli. Der sagt es immerhin gerade heraus:

Besser keine Armee als eine solche.

Älterer Post zum Thema

Mittwoch, 23. Juli 2008

Das erste Tausend

Neustart begrüsst den tausendsten Besucher.



bloggerland.ch


Im neuen Spiegel vom Montag, 21. Juli, klagen Spiegel-Schreiber über Blogger in Deutschland, die nichts zu sagen haben, ganz im Gegensatz zu den USA, wo Blogger Einfluss ausüben.

In der Schweiz gibt es immerhin zwei berühmte Polit-Blogger. Ein SP-Bundesrat und ein SP-Meinungsforscher.

Der erste ruht und grollt: „Ich bin das Sommerloch“. Weiter im Text erfährt man etwas über Rücktrittsabsichten von Bundesräten. Doch Moritz sagt nichts über Sämi. Bei Moritz geht es um Mr. Leuenberger and himself. Daneben klagt er wieder einmal über die Rolle der dummen Journalisten. The same procedure as everey year.


Währenddessen plumpst SP-Meinungsforscher Claude Longchamp ebenfalls ins Sommerloch. Kein Wort zur Akte Nef/Schmid. Sein neuster Beitrag stammt vom 7. Juli. und widmet sich den Denkfabriken, die ihrerseits im Sommerloch stecken, seit Monaten schon, wenn nicht seit Jahren. Oder hat irgend jemand irgend etwas von Avenir Suisse gehört?

Nicht übergehen will ich den offiziellen Anti-SVP-Blog, nicht der einzige Anti-SVP-Blog ist. Es gibt andere derselben Art.

Und wer wird schlau aus Bürger Herold? Oder Der Dissident?

Aus populären TV-Stars:

Daneben bloggen ehemalige Journalisten, die mal mehr bekannt, mal weniger bekannt waren. Sie tun das, um wenigstens sich selber zu beweisen , dass sie noch schreiben können. Das nenne ich "Bloggen zu therapeutischen Zwecken".




Aber sonst? Sonst ist das Blocherland definitiv kein Bloggerland, so wenig wie Deutschland jemals eines wird. Das liegt vermtulich nur am Medium. Der Blog ist ein Tagebuch, das im World Wide Web verbreitet wird. Ein Tagebuch jedoch, wissen wir seit Jahrhunderten, führt man in erster Linie für sich selber.
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Dienstag, 22. Juli 2008

Hedge Funds (7)

Ist aus der UBS ein Hedge Fund geworden?


Diese Frage plagt mich, seit ich am 3. Juli den Dok-Film auf SF 1 zum Fall der UBS gesehen habe.

Inzwischen habe ich versucht, mich mit dieser kleinen, siebenteiligen Serie einer Antwort anzunähern. Ich bin gescheitert. Schlimmer noch: Ich weiss noch immer nicht, was das überhaupt ist: ein Hedge Fund?

Hiermit rufe ich zum letzten Mal auf: Wer, bitte, kann mir das erklären?

Vorläufiges Ende.

Montag, 21. Juli 2008

Hedge Funds (6)


Hedge Funds sind weder gut noch böse. Mit Moral haben Hedge Funds so wenig zu tun, wie Schweizer Ethik-Professoren von Vermögensverwaltung verstehen.

Im Wort Hedge Funds steckt das englische Verbum "to hedge". Auf deutsch : „Absichern“.

Warum soll und will sich der Anleger, die Anlegerin, absichern? –Weil sie sonst nur in in eine Richtung wetten könnten: auf dass die Kurse steigen. Technisch geht das einfach: Man kauft etwas, und hofft auf steigende Kurse. Dieses „Etwas“ kann eine Aktie sein, eine Währung, ein Rohstoff, was auch immer. Steigt der Kurs , verkauft man dieses „Etwas“ und realisiert den Gewinn.

Nun beträgt die Wahrscheinlichkeit fast 50 Prozent, dass das Gegenteil passiert: dass die Kurse fallen. Darauf deuten zumindest alle Erfahrungen in allen Aktienmärkten.

Was aber tut der Anleger, die Anlegerin, wenn er oder sie auf sinkende Kurse wetten will?

Man verkauft dieses „Etwas“ sofort - zu den jetzt hohen Kursen. Und man warte anschliessend, bis die Kurse sinken. Dann kauft man die Papiere, die man zuvor bereits verkauft hat – und löse den Gewinn ein.

Im Fachjargon heisst das: Man verkauft „etwas“ leer. Dieses „Etwas“ kann schon wieder alles sein: Aktien, US-Dollars, Öl, Weizen.

Was kompliziert tönt, ist kompliziert. Wenn jemand – ein „Hedge Fund“ – etwas verkaufen will, das er gar nicht besitzt, braucht dieser Hedge Fund einen Vermittler – einen „Broker“ –der am Ende garantiert, dass jemand die bereits verkauften Aktien bereit hält.

Selbstverständlich kann die Sache schief laufen. Dann nämlich, wenn die Kurse nicht fallen, sondern steigen. Sofort geht der „Broker“ auf den „Hedge Fund “ los. Dann macht der „Hedge Fund“ Pleite. 20 Prozent aller Hedge Funds lösen sich im Laufe eines Jahres auf. Das ist der Normalfall.


Im schlimmsten Fall geht später aber auch der „Broker“ konkurs. Und weil hinter fast jedem Broker eine renommierte Banksteht, wirkt das jetzige Finanzsystem so brüchig wie ein Kartenhaus.

Trotzdem: Ein „Hedge Fund“ ist nichts moralisch Verwerfliches, sondern ein Instrument. Mit einem Hammer kann man Nägel mit Köpfen– oder auch etwas anderes einzuschlagen. Auch mit „Hedge Tund kann man Schlechtes wie Gutes tun. Man kann zum Beispiel ein unsicheres Portefeuille sicherer machen.

Wer 50 Prozent seines Vermögens in Aktien legt, tut womöglich gut daran, 10 Prozent in Hedge Funds zu investieren. Die hohen „hedge-Fund“-Gebühren werden dann zu einer Art „Versicherungsprämie. Falls die Aktienmärkte total einbrechen sollten, verliert man zwar mit den Aktien. Aber man gewinnt mit den Hedge Funds.

So viel zur Theorie. Kürzlich hatte ich Einblick in ein Portfolio, das vom Marktleader UBS Wealth Management verwaltet wird. 50 Prozent Aktien, 20 Prozent Funds of Hedge Funds. Was sehe ich da? Die Aktien sind in den letzten Jahren mehrmals gesunken, die Fund of Hedge Tunds aber mehr oder weniger stabil geblieben. Ein fast so müdes Anlagevehikel wie Obligationen.

Und was schliesse ich daraus? Dass die guten Absichten in der Realität nicht eingelöst werden konnten. Aber das war vermutlich ein Zufall. Es hätte mit Sicherheit Hedge Funds gegeben, die in letzter Zeit hohe Renditen erzielt haben. Aber so lange nicht zwei Hedge Funds dasselbe tun, ist es selbst für Profis unmöglich, die Perlen herauszupicken.

Zurück zur Frage, warum Hedge Funds zur Zeit ein so sclhlechtes Image haben. Das kommt davon, dass Hedge Funds wie alle Spekulationen „prozyklisch“ wirken. Steigen die Aktien steil an, kaufen am Ende selbst Hausfrauen Aktien – und die Kurse steigen tatsächlich, bis sie dann umso stärker einbrechen.

Dasselbe in der Abwärtsbewegung: Sinken die Kurse, kaufen am Ende selbst Hausfrauen Hedge Funds– und die Kurse an den Aktienbörsen oder Rohwarenmärkten brechen erst recht ein.

In der neuesten Ausgabe der Bilanz lese ich auf Seite 29:

„Aus dem Investment-Bereich der UBS wird bestätigt, dass die UBS-Aktie in Europa mit Abstand der am meisten leer verkaufte Titel sei.“

Der scheinbar logische Untertitel des Bilanz-Artikel lautet: „ „Warum der Aktienkurs der Grossbank weiter unter Druck bleiben wird.“

Das ist eine gewagte Voraussage. Gemäss allen Erfahrungen könnte ebenso gut das Gegenteil eintreffen: Dass am Ende einige Hedge Funds schliessen.


Fortsetzung folgt