Sonntag, 12. Oktober 2008

Lord Keynes (Fortsetzung)



Wenn die Fakten ändern, wechsle ich die Meinung. An dieses Motto von John Maynard Keynes will ich mich halten. Also rekapituliere ich, was ich am 8. Juli geschrieben und als "Megatrend" verkauft habe:

„Blicken ... wir auf die Zinsen, erfahren wir: ob kurz- oder langfristig, ob Euro, Dollar oder Schweizer Franken, alles ist stabil, alles normal, nichts invers“.



Das war einmal. Heute ist nichts mehr normal und stabil, heute sind die Zinsen, ob in Euro, Dollar oder in Schweizer Franken, invers. Es ist paradox: trotz der wiederholten Liquiditätsspritzen aller Notenbanken sind die kurzfristigen Zinsen höher als die langfristigen. Warum bloss?

Weil wir in eine Falle geraten sind, die man seit Keynes „Liquidity Trap“ nennt. , Der richtige Keynes erkannte,



"dass es Situationen gibt, in denen die Menschen aus psychologischen Gründen eine absolute Präferenz für Liquidität entwickeln. In einem solchen Fall sind die Zentralbanken machtlos. Sie können noch so viel Geld in die Wirtschaft pumpen – es gelingt ihnen nicht, den Zins zu drücken. Denn die privaten Akteure horten das Geld und halten dadurch den Zins hoch."

Genau das ist passiert, seit Neuem sogar in der Schweiz. Wie die oben eingefügte Grafik der Schweizer Nationalbank klar zeigt, schiessen die kurzfristigen Zinsen (Drei-Monats-Libor, grüne Kurve) seit einem Monat über die langfristigen Bundesobligatonen (blaue Kurve) hinaus.

Somit korrigiere ich meine Einschätzung vom 8. Juli: Das ist nicht mehr normal. Was sich hier abspielt, hat Lord Keynes einmal so umschrieben: „Eine Nationalbank kann die Pferde zum Brunnen führen. Aber saufen müssen die Pferde selber.“


And what do I do , Sir? Als kleiner Blogger schaue in den nächsten Wochen nicht mehr auf den SMI oder den Dow Jones, ich schaue auf die 3-Monats-Libor. So lange die kurzfristigen Sätze höher die die langfristigen übersteigen, bleibt die Lage Ernst.

Keine Kommentare: