Samstag, 23. Mai 2009

Die Sudoku-Probe

Für wie dumm schätzen die Zeitungen uns Leserinnen und Leser ein, die für ihre Blätter noch bezahlen?

Ich messe das an den Zahlenrätseln und schliesse daraus: Der Tages-Anzeiger hat offenbar keine hohe Meinung von mir. Die Basler Zeitung, die ich heute gekauft habe, lockt in ihrem Kultur-Magazin mit einem Sudoku der Kategorie "sehr schwer", das sich als kinderleicht entpuppt. "Das schwere" der Schweizer Familie hingegen war diese Woche wirklich sehr knifflig.

Nun warte ich gespannt auf die NZZ von morgen Sonntag. Letzten Sonntag nämlich brachte sie eines der Kategorie "knifflig", das mir unlösbar vorkam.

Gratis-Variante
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Montag, 18. Mai 2009

Die freie Wahl als Lebensstil

Das Volk will die freie Arztwahl, die freie Spitalwahl, die freie Therapiewahl. So lautet das Resultat sämtlicher Abstimmungen, letztmals gestern Sonntag. Die Quittung dafür zahlen wir in Form stark steigender Prämien für die Krankenkasse.

Politiker, die dies verhindern wollen, stehen auf verlorenem Posten.Das erleben wird auch der Warenposten-Unternehmer Otto Ineichen, der diese Woche seine neue Internetseite aufschaltet, um gegen die so genannte "Lifestyle-Medizin" anzurennen.

Dienstag, 12. Mai 2009

Lob der Gier

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel erklärt uns, "warum der Kapitalismus nicht aus seinen Fehlern lernen kann." Schuld sei, so erfahren wir ganz vorn, "die Gier".

Ich las das nicht zum ersten Mal, aber ich hielt durch,von Seite 96 bis Seite 109. Und habe dabei entdeckt. Dieser Text wimmelt nur so von von Fragen. Offenbar sind Antworten doch nicht so simpel, wie uns die ausgepresste Zitrone auf dem Titelblatt weismacht.

"Wann schlägt Gewinnstreben um in Gier? Bei 6, 14 oder 18 Prozent Rendite?", lautet die eine Frage. "Wenn sich Leistung lohnen soll, ab welcher Höhe wird dieser Lohn unmoralisch?", lautet die nächste.

Ich habe keine Ahnung. Im selben Spiegel auf Seite 62 jedoch las ich von einer wirklich interessanten Geschäftsidee, entwickelt von Jakob Augstein, dem Sohn des Spiegel-Gründers.Der will die Wochenzeitung Freitag zur Community ausbauen. Einem Jekami, bei dem auch Amateure willkommen sind. Leistung lohnt sich: Die besten Beiträge schaffen es in die Print-Ausgabe.

Damit passt dieses Modell perfekt in die Wikipedia- und Open-Source-Welt in Zeiten der Deflation. Überall arbeiten die besten Leute gratis. Einfach so. Weil sie die Gier überwinden - und Spass haben wollen. Und nebenher Werte schaffen, die besser sind als die Produkte der Profis .

Montag, 11. Mai 2009

Deflationäres Dumping

Gestern berichtete die SonntagsZeitung darüber, wie die mit Staatsgeldern gerettete UBS mit Dumping gegen ihre Konkurrenz antritt. Zum Beispiel mit Billigst-Hypotheken, bei denen die UBS gerade noch 0,2 Prozent auf den offiziellen Libor draufschlägt. So macht die nach wie vor grösste Bank der Schweiz Geschäfte, bei denen von vornherein klar ist, dass sie kein Geld verdienen kann.

Heute berichte ich, wie die Migros-Tochter Ex Libris dasselbe Prinzip mit meinem neuen Buch durchspielt.

Bei Ex Libris kostet es SFr. 19.60.

Zuvor kauft es Ex Libris bei einem Zwischenhändler ein, der Fr. 12.60 pro Exemplar bezahlen muss.
Daraufhin treten weitere Kosten hinzu:

2 Franken fürs Porto
1 Franken für die billigste Verpackung
2 Franken für die Rechnungsstellung und Zahlungskontrolle etc.
2 Franken für den Transport des Buchs, die Zwischenlagerung, die Abwicklung des Versands.


Summa summarum belaufen sich die Kosten auf mindestens Fr. 19.60 pro Buch - womit klar ist, dass Ex Libris von vornherein kein Geld verdienen kann.


Wer als Kund darauf achten möchte, dass auch unser Verlag etwas verdienen und weiterhin Bücher produzieren kann, kaufe mein Buch bitte hier. Danke!

Donnerstag, 7. Mai 2009

Pascal und ich

Couchepin will die Gesundheitskosten senken. Darum zielt er auf Leute, die regelmässig zum Doktor und gelegentlich ins Spital gehen. Also auf Leute wie mich. Die sollen sich in Zukunft stärker an den Kosten beteiligen.

Bis jetzt musste ich jedes Jahr 300 Franken Franchise zahlen plus maximal 700 Franken Selbstbehalt. Macht in meinem Fall exakt tausend Franken, unabhängig davon, ob ich mehr als hundert tausend Franken Kosten "verursacht" habe wie im Jahr 2007 oder knapp zehn tausend wie 2008.

Nächstes Jahr wird es nicht unbedingt teurer für mich, aber komplizierter. Ich muss nun für die ersten sechs Konsultationen beim Arzt, die ersten sechs Untersuchungen im Spital jeweils bar 30 Franken auf den Tisch legen. Also werde ich in Zukunft 6 x 30 = 180 Franken selber zahlen müssen.

Diese 180 Franken jedoch werden dann mit der Franchise und dem Selbstbehalt verrechnet. Damit das klappt, müssen Ärzte, Spitäler, Krankenkassen speziell Buch führen. Das sorgt garantiert für mehr Bürokratie.

Die Pointe kommt erst: Bei Chronisch Kranken nämlich soll der maximale Selbstehalt von 700 auf 600 Franken reduziert werden.

Somit wird sich die Frage stellen, wer ein Chronisch Kranker ist und wer nicht. Diese Unterscheidung ist im Einzelfall heikel . Ich selber wüsste es von mir selber nicht. Aber vielleicht weiss es mein Kardiologe, der jeden Monat meine Blutverdünnung misst. Oder vielleicht wissen es die Neurologen im Unispital, die alle sechs Monate mit einem EEG das Epilepsie-Potenzial in meinem Hirn schätzen.

Dieses medizinische Fachpersonal wird mich nämlich wie bisher weiter behandeln. Aber es wird in Zukunft peinlich darauf achten müssen, ob ich die sechs Mal 50 Franken bar bereits bezahlt habe. Zusätzlich muss es wohl beurteilen, ob ich als "chronisch krank" gelte. Lautet die Antwort "ja", spare ich hundert Franken.

Sonntag, 3. Mai 2009

Deflationäre Welt (2)

Zum Test, ob ich globale Trends noch erfasse, studiere ich ab und zu Statistiken. Zum Beispiel auf den hintersten beiden Seiten im Wochenmagazin Economist. Dort schaue ich nach, in welchen Ländern das Preisniveau bereits ins Rutschen geraten ist.

Vor drei Wochen tat ich dies zum ersten Mal. Resultat: In fünf Staaten.

Heute tat ich es wieder. Und ich erfahre: Die geschätzte Inflation 09 hat bereits in sieben Staaten ein Minus im Vorzeichen:

In den USA: minus 0,8 Prozent.
In Japan: minus 1,0 Prozent.
In China: minus 0,8 Prozent.
In Schweden: minus 0,1 Prozent.
In der Schweiz: minus 0,2 Prozent.
In Malaysia: minus 0,7 Prozent.
In Thailand: minus 1,2 Prozent.

Was mit den Preisen rund um mich geschieht, erlebe ich selber so:

Vor einem halben Jahre habe ich meine variable Hypothek in eine Libor-Hypothek umgewechselt. Seither schwankt der Zinssatz Monat für Monat. Konkret: Er sinkt Monat für Monat. Im Oktober habe ich bei 1,85 Prozent angefangen. Ich fand das unglaublich günstig. Heute bin ich bei 0.95 Prozent angelangt.

Und: vorgestern ist mein neues Buch in die Läden gekommen. Heute bietet es mein Verlag bereits mit Rabatt an.

Post vom 12. April