Montag, 27. Oktober 2008

Das Nationalbankziel (2)



Die Nationalbank habe bis jetzt am besten auf die Finanzkrise reagiert. Heisst es rundum. Stimmt das?

Die Nationalbank gibt ein Ziel bekannt, das sie nicht erreicht.Sie möchte den Libor-3-Monatszins in einem Band "zwischen 2 und 3 Prozent" halten, sagt sie seit einigen Wochen. Das gelang ihr tagelang nicht, das gelingt ihr zur Zeit knapp. Der Libor liegt mit 2,9 Prozent am obersten Rand des Bands. Darum müsse der Zins weiter sinken, forderte gestern die NZZ am Sonntag.

Just das aber wird die Nationalbank nicht schaffen. Ihr Leitzins, der Libor, bildet sich auf dem freien Interbankenmarkt in London. Diesen Libor kann die Nationalbank nicht direkt steuern, selbst wenn sie wollte.

Also darf es niemanden wundern, wenn der Wert des Frankens aus dem Ruder läuft. Der Euro, gemessen in Schweizer Franken, fällt abrupt (siehe Grafik oben). - Warum bloss? Weil "die Märkte" der Nationalbank voraus sind. Alle Welt sieht doch, dass es der Schweizer Nationalbank nie gelingen wird, ihren Leitzins so stark zu senken, wie sie möchte. In der Folge erhält der Franken im Vergleich zum Euro mehr Wert.

Ich sehe nur eine Lösung: Roth, Hildebrand & Jordan müssen ein plausibles Ziel vorgeben. Eines, das sie auch einhalten können. Angesichts des Sturms auf den Märkten müssen sie zu einem Wechselkursziel übergehen. Indem sie den Euro auf "deutlich über Fr. 1.47" festlegen.

Es gibt dazu eine historische Parallele:

Am 1. Oktober 1978, einem Sonntag Abend, gab der damalige Notenbankpräsident Fritz Leutwiler in der Tagesschau bekannt, die Nationalbank werde, "wenn nötig unbegrenzt", an den Devisenmärkten intervenieren, um die damalige D-Mark "eindeutig über 80 Rappen"
zu halten. Das war ein Wagnis, die Geldmenge stieg, die kurzfristigen Zinsen sanken ins Bodenlose unter 1 Prozent. Später, als die Teuerung auf über 7 Prozent kletterte, musste die Nationalbank korrigieren: indem sie die Schrauben anzog, worauf die kurzfristigen Zinsen auf über 10 Prozent hinaus schossen. Es kam zur Rezession, und seither nennt man die 78er Intervention einen "Sündenfall", welchen man tunlichst vermeiden wolle.

Nur ist die Lage heute mindestens so dramatisch wie 1978. Vorletzte Woche musste die Nationalbank den Finanzplatz samt UBS retten. Und bald bleibt ihr - in der Folge des Run auf den Franken - wohl nichts anderes übrig, als auch noch den Werkplatz zu retten. Indem Roth, Hildebrand & Jordan auf dem Devisenmarkt "wenn nötig unbegrenzt" intervenieren.

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