Freitag, 17. Oktober 2008

Lord Keynes, vierte Folge

Am Tag 1 nach der Teilverstaatlichung der grössten Schweizer Bank herrscht Gelassenheit im ganzen Land. Von Economiesuisse bis Avenir Suisse: kein kapitalistisches Manifest von nirgendwo. Kein Ökonomieprofessor meldet sich zu Wort, nicht einmal Sivio Borner. Gerold Bührer, der in der Weltwoche von gestern eine Nonchalence von vorgestern an den Tag legte, sucht womöglich einen neuen Job.

Jetzt, da Profis und Journis die Rezession voraussagen, reagiere ich - Lord Keynes folgend - antizyklisch. Indem ich den Gedanken wage, dass ein neues Zeitalter angebrochen sein könnte. Drei Dinge nämlich fallen mir, auf: die Gelassenheit, die Ruhe, die Routine - bei mir selber und in meinem direkten Umfeld. Klar, die Leute auf der Strasse rufen aus, "die Volksseele kocht", wie es in solchen Momenten heisst. Aber einige andere haben offenbar gelernt, mit monetären Krisen umzugehen. Vielleicht kommt es auch diesmal nicht so schlimm heraus, wie es 1929 heraus gekommen war.

Im Oktober-Crash 1987 war ich auf Kreta. Ich kaufte die Financial Times und musste laut lachen: so stark waren die Kurse gepurzelt. Zwei Jahre später , im Oktober 1989, ich sass in Locarno auf der Piazza Grande und las die NZZ, durfte ich nochmals laut lachen. Darauf folgte der Zerfall der indonesischen Rupiah, die Dotcom-Blase, 9/11.Eine Krise nach der andern.

Was habe ich daraus gelernt? - Dass sich Unruhen von den Finanzmärkten zwar auf die Realwirtschaft übertragen. Aber nicht derart stark, dass in jedem Fall eine Massenarbeitslosigkeit ausbrechen muss wie in den 30er Jahren.

Gleichzeitig behalte ich - Lord Keynes folgend - die Zinsen im Auge . Wer sich heute für drei Monate Geld ausleihen will, muss einen höheren Zins bezahlen, als ein überschuldeter Staat, der sich auf zehn Jahre hinaus noch stärker verschulden will, als er heute bereits überschuldet ist. Diesen Gegensatz nennen Experten "invers", und inverse Zinsen können nie ewig invers bleiben. Die kurzfristigen Zinsen müssen auf kürzere Frist sinken und/oder die langfristigen Zinsen werden auf längere Frist steigen.Stark steigen. Am Ende werden die Staaten, die sich in Folge der Krise auf den Finanzmärkten und in Folge der Kriege im Irak und Afghanistan fröhlich weiter verschulden, die Steuern erhöhen, nur um Zinsen bezahlen zu können.

Preisfrage:

Kommt es

a) zur globalen Rezession?
b) zum neuen Zeitalter, in dem sich monetäre Krisen nie mehr auf die Realwirtschaft übertragen?

Zutreffendes bitte anstreichen!

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