Dienstag, 5. August 2008

Was wäre, wenn?



Was wäre, wenn ich den Wettbewerb des NZZ-FOLIO gewänne?

Es wäre der Beweis, dass es echte Chancengleichheit nicht gibt. Dieser Wettbewerb wurde ausgeschrieben für alle – für die unzähligen Sonntagsschreiber und Montagsblogger im Land. Damit sie eine Chance haben, auch einmal in einem edlen Magazin abgedruckt zu werden.


Ich hingegen bin ein Profi, der es früher einmal geschafft hat, drei, vier Artikel im NZZ-FOLIO zu platzieren.- Warum ich jetzt trotzdem an diesem Wettbewerb teilnehme? Zu therapeutischen Zwecken. Ich habe zwei Hirnschläge erlitten und einen epileptischen Anfall. So etwas passiert schnell, so etwas kann jedem passieren. Hat man Glück wie ich, erwacht man aus dem Koma und ist ein neuer Mensch, der lernt: Der Mensch ist lernfähig. Und muss er etwas zum zweiten Mal lernen, geht es sogar schneller als beim ersten Mal. Es gibt zweite, dritte, vierte Chancen.



"Übung macht den Meister", diktierte mir die Therapeutin vor neun Monaten. Ich kam mir vor wie im Seniorenkurs zum SMS-Schreiben. Aber inzwischen klappt der Umgang mit Worten, ob schriftlich oder mündlich, recht gut. Schwieriger ist es mit Zahlen. Ganz schwierig wird es, wenn die Zahlen neben Linien stehen. Muss ich einer Linie, aus der ein loser Knoten wird, mit dem Kugelschreiber hinterher fahren, verliere ich den Faden. Aber ich übe. Noch bin ich zu 100 Prozent arbeitsunfähig, doch voller Zuversicht, dass ich bald wieder ganz normale Artikel veröffentlichen werde. Und sei es nur zum Beweis, dass es keine echte Chancengleichheit gibt im Rahmen des "Was-wäre-wenn?"-Leserwettbewerbs im NZZ FOLIO.


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