Montag, 21. Juli 2008

Hedge Funds (6)


Hedge Funds sind weder gut noch böse. Mit Moral haben Hedge Funds so wenig zu tun, wie Schweizer Ethik-Professoren von Vermögensverwaltung verstehen.

Im Wort Hedge Funds steckt das englische Verbum "to hedge". Auf deutsch : „Absichern“.

Warum soll und will sich der Anleger, die Anlegerin, absichern? –Weil sie sonst nur in in eine Richtung wetten könnten: auf dass die Kurse steigen. Technisch geht das einfach: Man kauft etwas, und hofft auf steigende Kurse. Dieses „Etwas“ kann eine Aktie sein, eine Währung, ein Rohstoff, was auch immer. Steigt der Kurs , verkauft man dieses „Etwas“ und realisiert den Gewinn.

Nun beträgt die Wahrscheinlichkeit fast 50 Prozent, dass das Gegenteil passiert: dass die Kurse fallen. Darauf deuten zumindest alle Erfahrungen in allen Aktienmärkten.

Was aber tut der Anleger, die Anlegerin, wenn er oder sie auf sinkende Kurse wetten will?

Man verkauft dieses „Etwas“ sofort - zu den jetzt hohen Kursen. Und man warte anschliessend, bis die Kurse sinken. Dann kauft man die Papiere, die man zuvor bereits verkauft hat – und löse den Gewinn ein.

Im Fachjargon heisst das: Man verkauft „etwas“ leer. Dieses „Etwas“ kann schon wieder alles sein: Aktien, US-Dollars, Öl, Weizen.

Was kompliziert tönt, ist kompliziert. Wenn jemand – ein „Hedge Fund“ – etwas verkaufen will, das er gar nicht besitzt, braucht dieser Hedge Fund einen Vermittler – einen „Broker“ –der am Ende garantiert, dass jemand die bereits verkauften Aktien bereit hält.

Selbstverständlich kann die Sache schief laufen. Dann nämlich, wenn die Kurse nicht fallen, sondern steigen. Sofort geht der „Broker“ auf den „Hedge Fund “ los. Dann macht der „Hedge Fund“ Pleite. 20 Prozent aller Hedge Funds lösen sich im Laufe eines Jahres auf. Das ist der Normalfall.


Im schlimmsten Fall geht später aber auch der „Broker“ konkurs. Und weil hinter fast jedem Broker eine renommierte Banksteht, wirkt das jetzige Finanzsystem so brüchig wie ein Kartenhaus.

Trotzdem: Ein „Hedge Fund“ ist nichts moralisch Verwerfliches, sondern ein Instrument. Mit einem Hammer kann man Nägel mit Köpfen– oder auch etwas anderes einzuschlagen. Auch mit „Hedge Tund kann man Schlechtes wie Gutes tun. Man kann zum Beispiel ein unsicheres Portefeuille sicherer machen.

Wer 50 Prozent seines Vermögens in Aktien legt, tut womöglich gut daran, 10 Prozent in Hedge Funds zu investieren. Die hohen „hedge-Fund“-Gebühren werden dann zu einer Art „Versicherungsprämie. Falls die Aktienmärkte total einbrechen sollten, verliert man zwar mit den Aktien. Aber man gewinnt mit den Hedge Funds.

So viel zur Theorie. Kürzlich hatte ich Einblick in ein Portfolio, das vom Marktleader UBS Wealth Management verwaltet wird. 50 Prozent Aktien, 20 Prozent Funds of Hedge Funds. Was sehe ich da? Die Aktien sind in den letzten Jahren mehrmals gesunken, die Fund of Hedge Tunds aber mehr oder weniger stabil geblieben. Ein fast so müdes Anlagevehikel wie Obligationen.

Und was schliesse ich daraus? Dass die guten Absichten in der Realität nicht eingelöst werden konnten. Aber das war vermutlich ein Zufall. Es hätte mit Sicherheit Hedge Funds gegeben, die in letzter Zeit hohe Renditen erzielt haben. Aber so lange nicht zwei Hedge Funds dasselbe tun, ist es selbst für Profis unmöglich, die Perlen herauszupicken.

Zurück zur Frage, warum Hedge Funds zur Zeit ein so sclhlechtes Image haben. Das kommt davon, dass Hedge Funds wie alle Spekulationen „prozyklisch“ wirken. Steigen die Aktien steil an, kaufen am Ende selbst Hausfrauen Aktien – und die Kurse steigen tatsächlich, bis sie dann umso stärker einbrechen.

Dasselbe in der Abwärtsbewegung: Sinken die Kurse, kaufen am Ende selbst Hausfrauen Hedge Funds– und die Kurse an den Aktienbörsen oder Rohwarenmärkten brechen erst recht ein.

In der neuesten Ausgabe der Bilanz lese ich auf Seite 29:

„Aus dem Investment-Bereich der UBS wird bestätigt, dass die UBS-Aktie in Europa mit Abstand der am meisten leer verkaufte Titel sei.“

Der scheinbar logische Untertitel des Bilanz-Artikel lautet: „ „Warum der Aktienkurs der Grossbank weiter unter Druck bleiben wird.“

Das ist eine gewagte Voraussage. Gemäss allen Erfahrungen könnte ebenso gut das Gegenteil eintreffen: Dass am Ende einige Hedge Funds schliessen.


Fortsetzung folgt

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