Kurt W. Zimmermann, prominenenter und scharfer Medienkritiker, lanciert in der heutigen Weltwoche (massiv sinkende Leserzahlen) eine kluge Frage:
Gibt in der jetzigen Zeit, in der alle Zeitungen und Zeitschiften rundum massenweise Leser verlieren, seitenweise redaktionelle Inhalbe streichen und Stelle um Stelle abbauen - gibt es in solchen Zeiten auch ein Titel, der gewinnt?
Ja, es gibt ihn. Die Schweizer Familie, auf die alle neunmal klügeren Journalisten höhnisch herabschauen.
Leider verliert selbst Kurt W. Zimmermann kein Wort darüber, warum das so ist.Also stelle ich meine Vermutung in den Raum:
Das Phänomen Schweizer Familie besteht womöglich darin, dass diese Zeitschrift einen andern Zugang zu den Themen findet. Sogar zu einem Thema wie der öden Wirtschaftskrise. Da publiziert sie Artikel wie diesen hier.
Das Internet-Happy-End
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Unheimlich, irgendwie: Wurzeln einer Buche am Haslibach in
Uetikon.Gibisnüd. Vor zwei Stunden hatte es hier noch stark
geregnet.Brunnenskulptur beim Vorder...
vor 19 Stunden
2 Kommentare:
gibt leider mehrere gegenteilige beispiele: im israelischen grossen privatfernseh-kanal "channel 2" wurde jeweilen am freitag abend eine "gut-mensch"-geschichte präsentiert; gut gemachter journalismus, überzeugende beiträge -- und die quote brach ein...
kann sein, dass der rückzug vieler ins private den traditionellen print-titeln zusetzt. aber der meist überhurtig, ja schon fast reflexartig eingeschlagene soft-stil bekam vielen titeln ganz und gar nicht. und nun soll's allenthalben die konvergenz richten - na dann
Ein weiteres Beispiel wäre die "Tierwelt". Wahrscheinlich gibt es keine Publikumszeitschrift in der Schweiz, die sich gemessen an Aufwand und Ertrag so gut rechnet - eine unentdeckte Goldgrube, die bei den Lesern sehr beliebt ist: jede Woche 73 500 verkaufte Exemplare, 95% als Abo. Werbung macht das Blatt so gut wie keine.
Nur: Was sagt das aus? Genauso wenig wie das Beispiel der "Schweizer Familie".
Vielleicht doch so viel: Die Ansprüche vieler Leser sind viel simpler als die meisten Journalisten glauben. Aber: Sollte man deswegen den Trend zur allgemeinen Versimpelung auf allen Ebenen forcieren?
Wenn es nur People, Unterhaltung, Mein Auto, Mein Garten oder Meine Prostata betrifft, spielt das keine Rolle. Aber der Trend greift ja in Politik, Wirtschaft und Kultur über. Und wie! rechnet man nur allein schon die tägliche Auflagen der Gratisblätter. So etwas gibt es - pro Kopf der Bevölkerung - meines Wissens nirgendwo in Europa.
Wird schon seine Gründe haben.
Was in der Schweiz fehlt ist eine moderne, nationale (Kauf-)Tageszeitung mit intellektuellem Anspruch, mittelinks, stark wirtschaftlich und politisch nach aussen orientiert, urban, ohne regionalen und lokalen Ballast, ohne Beilagen-Quatsch, täglich nur 20 -25 Textseiten, die aber so geschrieben sind, dass man sie schlürft.
Die Autoren gibt es und vor allem: Diese ausgehungerte Leserschicht gibt es, die dafür auch mehr zahlen würde als für ein traditionelles Abo. Und sogar die Anzeigenkunden gäbe es, die diese vorsortierte Leserschicht für sich entdeckt.
Ihre Finanzkolumne, Kollege Schneider, stünde oben rechts auf Seite 2 dieser neuen Zeitung, die von mir aus weiterhin "Der Bund" heissen könnte, aber ganz anders aussehen müsste: eine von grundauf moderniserte Zeitung, die auf den Punkt kommt und nicht in einen unerträglichen Brei ausläuft, weil man auch noch ein Publikum im hinteren Haslital ansprechen will.
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