Ich habe einen. Einen nachweisbaren. Aber ich behaupte deswegen nicht, ich wüsste genau, was ein Hirnschaden ist. Ich bin schon glücklich, in der Lage zu sein, die Titel-Story im heutigen Magazin lesen und grob erfassen zu können.
Darin wird übrigens nicht explizit behauptet, Bundesrat Merz habe einen Hirnschaden. Diese Diagnose wird vielmehr in den Raum gestellt, indem ein mir bis anhin unbekannter Psychiater mit Namen Bernath wie folgt zitiert wird:
"Ich glaube nicht, dass man sich erholt. Das glaube ich keinem Einzigen."
Bernath war selber Patient. Sein Herz hatte, ähnlich wie bei Bundesrat Merz, zehn Minuten lang ausgesetzt. Das war vor acht Jahren gewesen. "Ich müsste einen schweren Hirnschaden haben, eigentlich», sagt der Psychiater Bernath. "Das Problem liegt darin, dass man es nicht merkt, wenn man einen Hirnschaden hat. Ich habe damals genau geschaut, wie mir die Leute begegnen, und die Leute waren ihrerseits auch am Abpassen, ob man bei mir etwas merkt. Alle haben mich zweiflerisch betrachtet, in ihren Gesichtern stand immer diese unausgesprochene Frage."
Was Bernath inhaltlich sagt, kann ich trotz meines nachweisbaren Hirnschadens voll bestätigen:
Ja, das Problem liegt tatsächlich darin, dass man es selber nicht unbedingt merkt, wenn man einen Hirnschaden hat.
Belegt wird die These, wonach Hans-Rudolf Merz nach seinem gefährlich lange anhaltenden Herzstillstand womöglich einen Hirnschaden erlitten haben könnte, mit "Aussetzern", wie sie beim amtierenden Finanzminister offenbar vorkommen. Konkret wird dies zum Beispiel anhand folgender Anekdote erzählt:
"In der letzten Frühlingssession, während der Debatte über das Doppelbesteuerungsabkommen mit den USA, stellte Stähelin (gemeint ist ein Ständerat aus dem Thurgau) Merz die Frage, wie sich dieses neue amerikanische Gesetz, der Foreign Account Tax Compliance Act, der am gleichen Tag in den USA durch den Senat ging und ab 2013 den automatischen Informationsaustausch erzwingen wird, zum Doppelbesteuerungsabkommen verhalte. Merz beantwortete die Frage nicht. Merz habe es "schlicht und einfach nicht im Griff gehabt", sagt Stähelin.
Nun habe ich diese Frage von Stähelin, die offenbar spontan gestellt wurde, einmal gelesen. Dann ein zweites Mal. Und seither frage ich mich, wer hat hier - neben mir - einen Hirnschaden?
a) Bundesrat Merz, der auf eine derart simple Frage schlicht nicht souverän antworten kann?
b) Ständerat Philipp Stähelin, der als mehrfacher Verwaltungsrat im Gesundheitswesen indirekt zu womöglich voreiligen Diagnosen Hand bietet?
c) der vermeintlich gesunde Journalist, der via Magazin hirnkranke Leute wie mich zu hinterhältigen Fragen verleitet?
Strässchen des Grauens
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Wanderstart am Bahnhof Neuhausen-Rheinfall.Gern wären wir vom überfrorenen
Perron direktmit dem Lift zum Rheinfall hinabgefahren.Gestern wanderten wir
von ...
vor 22 Stunden
1 Kommentar:
Ich bin auf Ihren Blog gestossen, auf der Suche nach einem Kommentar zu diesem doch sehr anmassenden Magazinartikel. Irgendjemand sollte sich dazu doch zu Wort melden, dachte ich. Aber es bleibt merkwürdig still.
Ich habe allerdings den Artikel nicht so verstanden, dass Merz hirnkrank sei, sondern vielmehr so, dass er seine schwere Erkrankung emotional nicht verarbeitet habe, sondern nur verdrängt. Deshalb hole in dies immer wieder ein, ich denke in Form von Depressionen.
Es wird ja aber vieles nur angedeutet und deshalb ist es sehr wohl möglich, dass Sie recht haben und meine Interpretation des Texte falsch ist.
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