Freitag, 2. Juli 2010

Fränkli

"Der Euro fällt ins Bodenlose und die Nationalbank darf nicht intervenieren": So steht es heute in grossen Buchstaben auf Seite 1 im Tagesanzeiger.

Ich sehe es anders:

Erstens fällt der Euro nicht ins Bodenlose, sondern auf Franken 1.30. Bald könnte 1 Euro auf Franken 1.20 fallen. Das ist kein Horror-Szenario, sondern meine persönliche Einchätzung, die ich hier seit einiger Zeit vertrete.

Zweitens darf die Nationalbank alles. Sie ist politisch unabhängig. Sie könnte invervenieren, wenn sie nur wollte. Falls sie jetzt tatsächlich nicht mehr interveniert, dann will sie nicht.

Drittens frage ich mich, woher der Tagesanzeiger weiss, dass die Nationalbank nicht mehr intervenieren darf resp. nicht mehr will. Bekanntlich hat sie noch nie ein Wechselkursziel deklariert, mit einer einzigen Ausnahme während einer kurzen Phase unter dem legendäten Fritz Leutwiler in den 70 er Jahren.

Warum hat die Nationalbank seither nie mehr ein Wechselkursziel deklariert? Weil alle Devisenhändler dieser Welt damit eingeladen würden, die Position resp. die Glaubwürdigkeit der Schweizer Nationalbank auszutesten.

Umgekehrt deklariert die Nationalbank ein Zinsziel, offen, ehrlich, regelmässig. Dieses Ziel hält sie ein. Streng. Der 3-Monats-Libor liegt haargenau dort, wo ihn die Nationalbank haben will: bei 0,1 Prozent, einem historischen Tiefstsatz.

Was ein deugliches Signal ist: an mich, den Zürcher Tages-Anzeiger und die ganze Welt: Die Nationalbank will verhindern, dass der starke Franken noch stärker wird.

Ob das gelingt, werden wir sehen. Bei 1 Euro zu Franken 1.20 geht die Schweiz auf jeden Fall noch nicht unter.

2 Kommentare:

Martin hat gesagt…

Abgesehen davon: Könnte mal jemand dem Tages-Anzeiger erklären, dass die Schweiz nicht nur eine Exportwirtschaft kennt?

Anders gefragt: Wieso «dürfen» die ganzen Importeure ihre Preise nicht senken?

Markus Schneider hat gesagt…
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