Die Migros, der Nahrungsmittel-Grosskonzern mit dem einen Kulturprozent, beendet unbemerkt von der Öffentlichkeit sein Dumping beim Bücherverkauf. 30 Prozent Rabatt gab es bis vor kurzem für alle Bücher bei Ex Libris.
Weil ich selber nebenher bei einem Buchverlag tätig bin, kann ich für heute den Buchhalter spielen und darlegen, was das bedeutet hat.Wir als Verleger setzen einen Richtpreis fest; Darauf darf Ex Libris mit so viel Rabatt locken, wie es der Migros-Tochter passt. Aber: Ex Libris muss die Bücher bei unserem Grosshändler beziehen, sonst käme die Migros gar nicht an unsere Bücher heran. Unser Grosshändler liefert die Bücher an einen Zwischenhändler, das Buchzentrum in Hägendorf SO, abgekürzt BZ, welches die Bücher an Ex Libris weiter verkauft. Das Buchzentraum BZ derhält auf jedes Buch 47 Prozent Rabatt, bezogen auf unserenRichtpreis. Dann schlägt auch das BZ seine Marge drauf, wohl 2 Prozent, womit Ex Libris effektiv einen Rabatt von 45 Prozent erhält.
Wenn nun Ex Libris mit einem Rabatt von 45 Prozent Bücher einkauft, um diesselben mit einem Rabatt von 30 Prozent weiterzuverkaufen, bleibt nach Adam Riese ein Gewinn von 15 Prozent. Theoretisch. Denn in der Praxis muss Ex Libris noch die Verpackung bezahlen, das Porto, die Rechnungsstellung, das ganze Handling. Das kostet etwa Fr. 6.50 pro Buch.
Rechnen wir nun ein Exempel durch:
Unser Richtpreis beträgt 24 Franken. Ex Libris bezieht dieses Buch für Fr. 10.80 . Hinzu kommen die Fr. 6.50 für Porto, Verpackung und Inkasso, ergibt Kosten von total Fr. 17.30.
Nun bietet Ex Libris dieses Buch sage und schreibe mit 30 Prozent Rabatt, also für Fr. 16.80 an. Mit andern Worten: Ex Libris wirtschaftet bewusst mit Verlust, betreibt also aktives Dumping.
Hintergrund: Ex Libris wollte alle andern Buchhändler, insbesondere die Online-Händler aus dem Markt vertreiben.
Dieses Ziel hat Ex Libris erreicht. Heute weiss jedes Kind, nirgends sind Bücher so billig wie bei Ex Libris. Mit dem Resultat, dass Ex Libris seine Preise wieder erhöhen konnte: Der Rabatt beträgt nun nicht mehr 30 Prozent, sondern nur noch 15. Was auch uns als Verleger freut.
Wer nämlich wirklich Kultur fördern will, kauft seine Bücheram besten direkt . Dann verdient kein Grosshändler, kein Zwischenhändler, keine Migros-Tochter -sondern diejenigen, die das Kulturgut Buch herstellen.
Die Attacke
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Der Winter hat zugeschlagen. Hier drei Fotos von meinem Heimweg gestern
Abend, das eine nahm ich in Zürich beim Stauffacher auf, wo eine Zeitlang
keine Tra...
vor 18 Stunden
3 Kommentare:
Dumping? Wieso sollte ich bei einem Online-Buchhändler mit limitiertem Angebot und null Service den gleichen Preis bezahlen wie im Buchladen mit aufwendigem Ladenlokal, halbwegs qualifiziertem Personal und umfassenden Bestellmöglichkeiten?
Sie sind ein gutes Beispiel dafür, dass jeder in seinem Geschäftsbereich schnell einmal pro Preiskontrolle und Kartellpolitik ist. OK, nicht jeder, nur die weniger Erfolgreichen.
Ich habe viel mit Schweizer Verlegern zu tun (mit Ihnen noch nie). Alle, die ich bislang kennengelernt habe, würden in einem halbwegs freien Markt schlicht weggefegt. Die Abläufe sind endlos ineffizient, die Margen gigantisch, die Produktionsmethoden uralt. Diese Art von Buchdruck ist eher museal als kulturell, obwohl, die beiden Begriffe werden ja gerne verwechselt, vor allem wenn es darum geht, auf Staatskosten oder in einer staatlich geschützten Nische wirtschaften zu können.
Noch zu Ihrem Direktverkauf: Wieso zahle ich bei Ihnen gleich viel wie im Laden, obwohl der Zwischenhandel keinen Anteil bekommt? Schwach, sehr schwach!
Anwort von Markus Schneider
Auf der Reklamespalte rechts gibt es Sonderpreise - fast so billig wie bei Ex Libris.
Markus Schneider
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