Montag, 15. September 2008

Black Monday

Heute wurde so viel Geld vernichtet wie wohl noch nie an einem Tag zuvor. Wie konnte so etwas passieren?

Um das zu begreifen, muss man zuerst begreifen, wie der umgekehrte Fall abläuft: Die ganz normale alltägliche Geldschöpfung. Das ist ein komplexer Vorgang zwischen Banken und Kunden, Banken und Banken, Banken und Zentralbanken.


Heute ist dasselbe mit umgekehrten Vorzeichen abgelaufen: Heute kam es zur Geldvernichtung. Auch das ist ein komplexer Vorgang zwischen Banken und Kunden, Banken und Banken, aber weil es es am Ende zu unserem Glück Zentralbanken gibt, wird das globale Finanzsystem deswegen nicht einbrechen. Heute nicht, morgen nicht, und übermorgen hoffentlich auch nicht.

Das ist übrigens auch der Grund, warum selbst liberale Ökonomen, die sonst am liebsten alles dem Markt überlassen möchten, von der Elektrizitätsversorgung bis zum Gefängniswesen, warum selbst diese radikalen Theoretiker eine grosse Ausnahme machen: Bei den Zentralbanken. Die Zentralbanken sollen, so weit herrscht unter Ökonomen Konsens, für immer und ewig unter staatlicher Kontrolle bleiben. Denn das Finanzsystem, so sehen wir heute Montag, braucht eine Art Notfallstation. Einen Lender of Last Resort, der für die nötige Liqudität sorgt und damit auch für die Geldwertstabilität.


Klar, heute ist sehr viel Geld vernichtet worden. Geld, so wissen wir alle, ist dank dem Wirken von Zentralbanken zwar mehr Wert als das Papier, auf dem es gedruckt wird. Aber es war trotzdem "nur" Geld, das heute vernichtet wurde.

Ebenso klar ist, dass ich vorsichtig sein müsste, bevor ich das Ende der jetzigen Finanzkrise ausrufe. Sowohl beim Prozess der Geldschöpfung wie beim Prozess der Geldvernichtung setzt eine Eigendynamik ein, die in ihrer Kraft schwer einschätzbar ist. Aber so, wie es heute Abend, 16.50 MEZ aussieht, würde ich meinen: Die Zentralbanken haben ihren Job getan. Sie haben aus 1929 ihre Lehren gezogen. Danke!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Die Zentralbanken haben ihren Job getan? Ja, die Gewinne wurden während Jahren privatisiert, die Verluste werden nun sozialisiert. Wo bleibt die Verfolgung der Verantwortlichen, die Millionen und mehr eingesackt haben?

Und was Zentralbanken unter staatlicher Kontrolle betrifft: Wie ist nochmals die "Zentralbank" in den USA organisiert? Wer kontrolliert diese? Tipp: Werfen Sie einen Blick auf die Aktionäre der amerikanischen "Zentralbank"!