Ich sah den Club, in welchem Frauen und Männer, wie es offenbar in gewissen Kreisen chic geworden ist, sich gegenseitig auch mal als „Verräter“ titulierten. Als neutraler Zuschauer sah ich einen an sich sympathischen Bergler und Ständerat aus Glarus mit einem an sich sympathischen Bergler und Nationalrat aus Graubünden zanken. Ich dachte nicht unbedingt daran, dass diese beiden eine religiöse Sekte gründen sollten. Aber dass diese beiden in ein und derselben Partei Unterschlupf finden könnten, das konnte ich mir sehr wohl vorstellen.
Ich bin, wie schon gesagt, kein 68er. Aber irgendwie erinnerte mich die Diskussion an die Zeit vor 40 Jahren und die damals skandierte Parole: „Wer hat uns verraten? Die Sozialdemokraten!“ In dieses Bild passte, dass der einzige Teilnehmer im Club, der ruhig blieb, schon rein äusserlich aussah wie ein 68er, der im Lauf seiner politischen Karrieren viele Leute verraten hat, indem er doch tatsächlich zu den Sozialdemokraten übergelaufen ist. Gestern schien sich dieser Grauhaarige ganz offensichtlich zu amüsieren über eine Diskussion, die sich anhörte wie ein Glaubenstreit, der notweigerlich aufs Schisma hinausläuft.
Dann habe ich mich gefragt: Wer zum Teufel hat hat die SVP beraten?
Ein Pfarrer wird es kaum gewesen sein, die kennen sich in der Kirchengeschichte aus und wissen, wann man man besser schweigt. Zurzeit aber schweigt nur einer: Der Pfarrersohn, der sonst für die richtige Taktik sorgt. Vielleicht müsste der wieder mal ausholen zu einer richtig langen Rede, die ruhig so lang dauern darf wie bei Fidel Castro. Hauptsache, es mahnt einer alle SVPler: „Bitte, bitte, ab sofort müssen wir das Wort ‚Verräter’ tunlichst vermeiden.“
Das sei übrigens kein Befehl. "Wenn jemand den andern trotzdem als 'Verräter' beschimpfen will, wird deswegen niemand ausgeschlossen. Wir sind doch kein Club. Sondern nur eine politische Partei."
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